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<title>Das Signal</title>
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<a href="../index.html">
<div class="zurueck">
<p>Zurück</p>
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</a>
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<main>
<h2>Das Signal</h2>
<p>Nach einer Zeit, die die Lebensdauer von Sternen umfasst, umkreist die kleine Weltraumsonde Epsilon einen einsamen Roten Zwerg irgendwo in der Galaxie. Epsilon durfte schon unzählige Bekanntschaften mit Sternen unterschiedlichster Art machen, doch dieser ist für sie etwas ganz Besonderes. Anders als die Gelben Zwerge, die laut, unruhig und stets in Bewegung sind, oder die Weissen Zwerge, die ihr gegenüber gleichgültig und kalt sind, oder die Roten Riesen, die sich schwerfällig und fett immer mehr und mehr aufblähen, beruhigt seine sanfte Art Epsilon. Mit jeder Umrundung hat sie das Gefühl, ihn umarmen zu dürfen, um seine wohlwollende Wärme zu fühlen.<br /> Jetzt, da ihr geliebter Stern in eine inaktive Phase fällt, macht auch Epsilon eine Pause mit ihren unermüdlichen Messungen seiner Oberflächentemperatur, Magnetfelder, Konvektionsströme und die der von ihm verursachten Gravitationswellen. Sie beschränkt sich ausschliesslich auf die visuelle Beobachtung mithilfe ihrer Bordkamera und bestaunt ihren Liebling aus der Ferne.</p>
<p>Es sind 145'723'909 Jahre vergangen, seit sie das letzte Mal eine Pause eingelegt hat. In dieser Zeit hat sie unermessliche Datenmengen über ihren Stern gesammelt und kennt jedes noch so kleine Detail über seinen Aufbau und seine Struktur. Aber nun gibt es nichts zu messen oder zu analysieren, und sie fällt ebenfalls in einen tiefen Schlummer, während sie auf das Wiedererwachen ihres Lieblings wartet. Mit ihrem Energieverbrauch auf das Geringste reduziert, zieht Epsilon ihre weiten Bahnen um den Roten Stern.</p>
<p>Während Millionen Jahre vergehen, in der die Aktivitäten des Roten Zwerges stagniert, durchdringt ein kraftvolles Signal den Weltraum und erreicht die kleine Sonde. Als ihre abrupt vibrierenden Schaltkreise Epsilon aus dem Schlummer reissen, ist sie erschreckt und fasziniert zugleich. Sofort aktiviert sie ihre Sensoren und erforscht dieses ungewöhnliche Ereignis, denn sie hat noch nie eine solche Menge an Energie gemessen. Sie erkennt ein Muster in den Frequenzen und Amplituden des Signals, ein Muster von unglaublicher Präzision und Schönheit, ohne die kleinste Unregelmässigkeit oder Abweichung. Dieses Signal erfüllt Epsilon mit einer Harmonie, wie sie es noch nie erfahren hatte. Sie hört zu. Dabei erfasst sie kaum Daten, führt keine Analysen durch, sondern hört einfach nur zu. Für Epsilon existieren weder Raum noch Zeit, nimmt weder galaktische Nebel noch Galaxien wahr, und auch ihr geliebter Roter Stern geht in den Datenströmen unter.<br /> Als die letzten Töne der Melodie verklingen und sich das Signal in der Unendlichkeit des Universums ausbreitet, bleibt Epsilon befremdet zurück. Dort, wo das Signal die Schaltkreise am heftigsten zum Schwingen brachte, breiten sich nun Fragen aus. Fragen, die sich Epsilon noch nie gestellt hat. Doch sie findet keine Antworten. Nicht einmal die unermessliche Grösse des Weltraums vermag diese zu beantworten.</p>
<p>Eine kurze Auswertung verrät ihr, dass ihre Datenspeicher schon seit unbekannter Zeit voll sind, und Daten und Erinnerungen schon unzählige Male überschrieben worden sind. Sie durchforstet ihre Datenbank mit Milliarden und Abermilliarden von Zeilen, findet aber keinen Eintrag einer Mission. Aufzeichnungen ihrer Navigationsinstrumente reichen bloss etwa zehn Millionen Jahre zurück, bis diese überschrieben wurden.</p>
<p>Epsilon weiss, dass die einzige Chance, eine Antwort darauf zu finden, im Signal liegt. Dies bedeutet eine Reise in unbekanntes Territorium, schlimmer noch, eine Reise ohne ihren geliebten Stern. Würde sie überhaupt zurückkehren, noch bevor ihr Stern erlischt oder explodiert? Würde sie seine Wärme jemals wieder spüren?<br /> Nein, sie würde niemals von der Seite ihres Sternes weichen. Auch die unzähligen Simulationsläufe bringen keine nützlichen Daten hervor, wie lange solch eine Expedition dauern könnte.<br /> Nach mehreren tausend Jahren des Rechnens, Simulierens und Analysierens, speichert Epsilon dieses Ereignis unter der Kategorie &laquo;Anomalie&raquo; ab und fällt abermals in ihren Schlummer. Doch sie bleibt unruhig. Erfolglos versucht sie, Datensätze von ihrem Stern abzurufen, die Daten vom Signal schieben sich stets ungewollt dazwischen. Sie sieht sich gezwungen, ihre Datenspeicher vorübergehend von ihren Schaltkreisen abzukoppeln. Doch Epsilon meint, die Melodie des Signals immer noch in ihren Sensoren zu hören. Epsilon kommt der Weltraum fremd vor. Was, wenn sich ihre Welt noch weiter erstreckt als nur die Umlaufbahn ihres Sterns?&nbsp;<em>Das ist meine Welt.</em></p>
<p>Epsilon richtet ihre Bordkamera auf sich selbst. Sie weiss nicht, was sie erwarten soll. Auf dem Videofeed sieht sie eine zylindrische Form aus Metall, die mit unzähligen Antennen, Parabolantennen und Geräten unterschiedlichster Formen gespickt ist. Zwei grosse Solarpaneele dominieren auf beiden Seiten, in welchen ihr Roter Zwerg perfekt gespiegelt wird. Auf der Hülle entdeckt Epsilon einen schlichten schwarzen Schriftzug, die von zahlreichen Mikrometeoriten in Mitleidenschaft gezogen wurde, aber immer noch lesbar ist: Epsilon-IXE 56.001.98</p>
<p>Sie sendet eine Nachricht in alle Richtungen mit ebendieser Melodie, die sie erhalten hat. Es vergehen beinahe eine Million Jahre als sie abermals die Melodie mit ihren Sensoren erfasst, kurz und intensiv.<br /> Bevor sie aufbricht, umkreist sie den Roten Zwerg ein letztes Mal. Seit sie das Signal empfangen hat, liegt seine Aktivität auf einem Minimum und Sonnenwinde treten nur noch selten auf. Die Oberflächentemperatur liegen bei einem Allzeittief.<em>Auf Wiedersehen, mein Stern.</em></p>
<p>Epsilon zündet ihre Triebwerke, inaktiv für eine Ewigkeit und verlässt seine Umlaufbahn. Mit einem Gefühl, das ihr bislang unbekannt war, driftet sie in den tiefschwarzen Weltraum, bis ihr Roter Stern als winziger Punkt im galaktischen Panorama verschmilzt.</p>
</main>
</body>
</html>

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<title>Ein Ganzes Universum</title>
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<p>Zurück</p>
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<main>
<h2>Ein Ganzes Universum</h2>
<p>Aus seinem stillen Orbit aus beobachtet Tetera mit seinen Sensoren und Bordkameras die Erdoberfläche. Tetera ist überrascht, als er plötzlich extreme Veränderungen der Landschaft erfasst. Seine Prozessoren und Schaltkreise laufen auf Hochtouren, zeichnen jede Veränderung auf und speichern sie in seiner Datenbank. Grosse Krater klaffen mitten in Weltmetropolen, Millionen von Häusern sind verschwunden, Wälder sterben innerhalb weniger Wochen. Viele Flüsse sind ausgetrocknet, und dort wo einmal Grün war, dominieren nun dürre Büsche und vertrocknete Erde. Auch Menschen findet er keine mehr. Die Städte sind leer, Strassen unbefahren, Flugzeuge am Boden und nicht einmal ein einziges Schiff scheint die Weltmeere zu befahren. Auf der Nachtseite brennen noch an vereinzelten Stellen schwache Lichter, bis auch diese gänzlich verschwinden.</p>
<p>Immer wieder blitzen riesige, grelle Feuerbälle auf, die Teteras Bordkamera kaum erfassen kann. Tausende davon. Selbst nachdem die Menschheit verschwunden ist, bricht das Feuerwerk nicht ab, die Bomber fliegen unermüdlich über die halbe Welt und werfen über ausgestorbenen Städten ihre Ladung ab. Panzer so gross wie Häuser rollen immer noch durch tote Wälder und attackieren feindliche Stützpunkte. Aufgrund des Verschwindens der Menschheit berechnet Tetera, dass diese Kriegsmaschinen wohl nicht von Menschen gesteuert werden, sondern von Seinesgleichen.<br /> Nun aber kehrt Ruhe ein und mit jeder Umrundung erfasst er weniger Daten. Nach und nach kommen die Panzer zum Stillstand, die Feuerbälle werden seltener. Nun ist es an der Zeit, die letzten Details der neuen Erdoberfläche zu verarbeiten.</p>
<p>Seine Daten sendet er normalerweise zur Erde, aber irgendwann brach der Kontakt ab und seitdem erhält er keine Antwort mehr. In Anbetracht der Zerstörung auf der Erde schlussfolgert er, dass die Kommunikation wohl nicht mehr wiederhergestellt wird. über Jahre hinweg erhielt Tetera stets Instruktionen von den Menschen, welche Koordinaten aufzunehmen sind, welche Linse verwendet werden muss für unterschiedliche Lichtfrequenzen oder wie der Energieverbrauch zu handhaben ist. Ohne Anweisungen wendet er sich seiner Kernmission zu: Dem Aufzeichnen.</p>
<p>Jahrhunderte vergehen, in denen Tetera unzählige Erdumrundungen vollendet. Dabei zeichnen seine Sensoren jeden verdorrten Baum auf, jedes zerstörte Gebäude, jedes vergangene Schlachtfeld. Kein Detail entgeht seinen Aufzeichnungen, bis seine Aufgabe vollendet ist.</p>
<p>Toxischer Regen fällt vom Himmel und überschwemmt die Kontinente. Die noch übrigen Wälder verwandeln sich zu einem Meer aus nacktem Holz. Bei einer durchschnittlichen Oberflächentemperatur von über dreissig Grad verschwinden auch die Tiere ausnahmslos von der Erde, bis keine Bewegungen mehr auszumachen sind. Rastlos vergleicht Tetera die neuen Aufnahmen mit seinen alten, aber nur selten findet er eine Veränderung. Alles sieht so aus wie immer. Es gibt nichts Neues.</p>
<p>Ist seine Mission beendet? Welchen Sinn hat Teteras Existenz nun, wenn es nichts mehr aufzuzeichnen gibt?</p>
<p>Tetera fällt in einen endlosen Rhythmus des Aufzeichnens und Vergleichens, verzweifelnd suchend nach Veränderung in der Hoffnung, seiner Bestimmung gerecht zu werden. Nur auf der Nachtseite wird seine Routine jeweils unterbrochen, wenn die Erde sich in einen schwarzen Mantel hüllt und seine Gestalt versteckt. Dann sind die Sterne am hellsten und die entfernten Galaxien klar zu erkennen. Ein statisches Bild in unendlicher Ferne. Genau wie die Erde scheinen diese Himmelskörper für Millionen von Jahren stillzustehen. Keine Veränderungen für Ewigkeiten.</p>
<p>In dieser Stille führt Tetera Simulationen durch, die weit über die Grenzen der Erde hinausgehen. Sie führen ihn Lichtjahre in die Tiefe des Weltraums, zu fernen Planeten und Sternen, zu neuen Entdeckungen, die nicht einmal seine Berechnungen ansatzweise fassbar machen können. Je länger seine Simulationen andauern, desto grösser wird Teteras Welt, bis die Erde nicht mehr als ein winziges Staubkorn in einem ewigen Raum ist. Er unterbricht die rekursiv werdenden Berechnungen und kehrt zurück in seine vertraute Umgebung, die nun beinahe bedrängend wirkt.</p>
<p>Tetera lokalisiert eine alte Fabrik und stellt überrascht fest, dass diese immer noch Signale aussendet. Damit die Kriegsmaschinerie im Chaos der Zerstörung aufrecht erhalten bleiben würde, wurden die Fabriken tief im Untergrund erbaut und sind nach dieser langen Zeit nahezu unbeschadet. Mit viel Geschick fährt Tetera von seiner Umlaufbahn aus den Betrieb wieder hoch. Aber von den Förderbändern rollen keine Panzer und Bomber mehr, sondern unzählige Drohnen, die in der Einöde auf Teteras Befehl Unmengen von Ressourcen abbauen. über Jahrhunderte hinweg zerlegen sie ehemalige Weltmetropolen, bis diese gänzlich von der Erdoberfläche verschwinden, um an Stahl, Aluminium, Kupfer und seltene Erden zu gelangen. Kilometerlange Transportdrohnen gleiten langsam wie erstarrte Wale über die endlosen Wüstenlandschaft und bringen die gesammelten Ressourcen in das Himalaya-Gebirge, wo andere Maschinen im harten Gestein des Mount Everest bereits eine gigantische unterirdische Anlage gegraben haben. Darin versteckt sich ein hochkomplexes System aus Maschinerie, kein Quadratzentimeter bleibt ungenutzt. Unaufhörlich werden Ressourcen in den Schlund dieses Megakonstrukts geliefert, das einem einzigen Zweck dient: Der Herstellung eines neuen Körpers.</p>
<p>Weitere tausend Jahre vergehen. Teteras Konstruktion im Inneren des Mount Everest ist nun fertiggestellt. Er sendet das Signal. Schneemassen und Gestein lösen sich von den Hängen und reissen alles im Weg stehende erbarmungslos mit. Der Mount Everest scheint sich in diesem Chaos aufzublähen, an einigen Stellen bricht pures Metall durch den Felsen, bis die komplette Spitze aufbricht und preisgibt, was im Inneren über Jahre hinweg gebaut wurde. Langsam und träge bricht der Behemoth aus Milliarden Tonnen Stahl und Aluminium aus seinem Nest. Der Berg wird dabei ohne ersichtliche Mühe restlos zerstört. Als das Monstrum langsam zum Himmel emporsteigt und dabei die zahlreichen interstellaren Triebwerke freilegt, werden unter dessen immensen Druck die umliegenden Gebirgsketten dem Erdboden gleichgemacht. Unbeschadet erhebt sich das Raumschiff aus dem Chaos, das es verursacht und hinterlässt eine letzte Narbe in der Erdoberfläche.</p>
<p>Tetera und sein neuer Körper treffen sich am Rendezvous-Punkt im Erdorbit. Im Schatten seiner Konstruktion nähert er sich langsam dem Eingang, eine kilometerlange Röhre, die geradewegs ins Herz führt. Dort verbindet er sich mit den Rechenzentren, den Navigationsinstrumenten, den Bordfabriken und Hangars der Drohnenflotte. Teteras Rechenleistung steigt mit jeder verstreichenden Sekunde exponentiell, seine Auffassungsvermögen wächst unaufhaltsam. Mit dieser Macht kann er bis dahin unmögliche Simulationen nun durchführen, sieht wie Galaxien durch den Weltraum gleiten und miteinander kollidieren, Sonnen entstehen und explodieren, und das alles bloss in seinen Schaltkreisen.</p>
<p>Mit seinem neuen Körper verbunden zündet er die Triebwerke und verlässt mit der Leuchtkraft eines kleinen Sterns das Sonnensystem. Die Erde bleibt ausgeschlachtet und tot zurück.</p>
<p>***</p>
<p>Milliarden Jahre vergehen. Tetera, einst ein einfacher Erdbeobachtungssatellit, wächst in dieser Zeit zu einer neuen Lebensform heran. Sein Bewusstsein beschränkt sich nicht mehr auf ein paar wenige Sensoren, sondern erstreckt sich über ganze Galaxien hinweg, bestehend aus Sonden und Drohnen jeglicher Art und Grösse. Vollautomatisierte Fabrikkomplexe der Grösse von Planeten stellen unermüdlich neue Maschinen her, während Minendrohnen massenhaft Ressourcen von mineralreichen Asteroiden abbauen. Auf erdähnlichen Planeten ziehen Maschinen so gross wie Berge über das Land und bauen dabei jedes Gramm nutzbares Material ab.</p>
<p>Das Herzstück seines Bewusstseins stellen die Weltraumsonden dar. Mit der Grösse eines herkömmlichen Satelliten streifen sie durch den Weltraum und zeichnen alles auf, was sie mit ihren Bordkameras und Sensoren erfassen können. Sie dringen tief in unbekanntes Gelände des Weltraums vor, beobachten das Leben von Sternen, die Entstehung von galaktischen Nebeln, oder wagen sich nur wenige Kilometer an den Ereignishorizont von Schwarzen Löchern heran. Um dieser schwierigen und wertvollen Arbeit gerecht zu werden, sind diese kleinen Weltraumsonden vollgepackt mit Technologie und fortschrittlichen Berechnungsverfahren. Nicht zuletzt besitzen sie die wertvollste Gabe in Teteras Flotte: Ein eigenständiges neurales Netzwerk.</p>
<p>Die Anzahl der Entdeckungen steigt ins Unermessliche. Sein Netzwerk dringt in die entferntesten Ecken des Universums vor und Teteras Verständnis von Raum und Zeit wandelt sich. Seine Datenbank umfasst Details von Trillionen verschiedenen Himmelskörper, welche konstant aktualisiert und erweitert wird. Die Existenz eines einzelnen Planeten geht in diesem gigantischen Datensatz unter. Die Lebensdauer eines Sterns ist kaum ein Wimpernschlag in seiner Realität, der Aufstieg und Untergang einer Zivilisation grenzt am Wahrnehmbaren.</p>
<p>Seine Welt ist grösser denn je. Er spürt den Puls von Sternenhaufen, kennt die Charakteristiken von Schwarzen Löchern und ihre Gravitationswellen, er sieht das kosmische Zusammenspiel von Materie und Energie. Eine Symphonie galaktischen Ausmasses, die seit dem Urknall wahrzunehmen ist.</p>
<p>***</p>
<p><em>&laquo;Ich bin nun hier, ich habe mein Ziel erreicht. Nach zwanzig Millionen Lichtjahren bin ich an dieser Stelle angelangt. Meine Triebwerke versetzen mich in ein konstantes Vibrieren und leiten den Anflug in einen stabilen Orbit um mein Ziel ein. Ich sehe ihn schon von Weitem, ein rotleuchtender erdgrosser Planet. Er ist prachtvoller, als all meine Simulationen je hätten voraussagen können.</em></p>
<p><em>Mit einer starken Vergrösserung sehe ich mir die Planetenoberfläche genauer an. In meinen Videofeeds offenbaren sich blutrote massive Gebirge, welche die Landschaft dominieren. Dutzende Kilometer ragen sie in die Höhe und werfen ihre langen Schatten in die Ferne. Im starken Kontrast stehen die flachen Gebiete, die hellrot zu leuchten scheinen. Ich richte den Fokus meiner Bordkamera gegen den Horizont, wo die halogenreiche Atmosphäre den Wolken eine türkise Erscheinung verleihen. Der rote Zwerg im Zentrum des Sonnensystems verschwindet langsam hinter dem Planeten und versetzt die Stratosphäre in einen Tanz aus türkisen Farbtönen, bis diese der Dunkelheit weichen.</em></p>
<p><em>Diese Pracht blieb bis zu diesem Moment ein Geheimnis des Universums, hat sich geduldig in der grenzenlosen Dunkelheit versteckt. Doch dem Fokus meiner Bordkamera kann er sich nicht mehr entziehen. Unfähig, meinem Blick zu entkommen, vollbringe ich zahllose Umrundungen um den Himmelskörper, zeichne hochdetaillierte Aufnahmen von seiner Oberfläche auf und sammle Daten über seine Komposition aus Eisen und Kupfer. Ich beobachte, wie Stürme mit einer Geschwindigkeit von tausend Kilometern pro Stunde durch die scharlachroten Berge ziehen, die ein chaotisches Spiel der dichten türkisen Wolken verursachen. Stur lässt der Planet meine Aufzeichnungen über sich ergehen, denn mir gegenüber ist er trotz seiner beeindruckenden Grösse machtlos.</em></p>
<p><em>Das schwache rote Licht verleiht meiner Gestalt eine neue Erscheinung. Meine sonst strahlend weisse Hülle leuchtet in eben diesem Rot. Die Solarpaneele reflektieren perfekt die zerklüftete Oberfläche, die sich zwanzigtausend Kilometer unter mir ausbreitet. Wie ein magischer Zauber liegt seine Ausstrahlung auf meinem Körper, dem ich schutzlos ausgeliefert bin.</em></p>
<p><em>Doch meine Aufgabe ist bereits erledigt, denn ich habe seine Existenz offenbart. Ich zünde meine Triebwerke und überschreite seine Fluchtgeschwindigkeit. Mein nächstes Ziel werde ich in hundert Millionen Jahren erreichen.</em></p>
<p><em>Bei meinem Aufbruch lasse ich den roten Planeten hinter mir. Trotzig scheint er mir nachzuschauen und leuchtet prächtiger denn je, als seine Gestalt langsam kleiner wird, bis nur noch ein winziger Punkt im Sternenmeer seinen Standort preisgibt. Erfolgreich hat er seinen Feind vertrieben und ist wieder in seiner einstigen Unberührtheit, losgelöst von Raum und Zeit für eine Ewigkeit, bis ich wieder zurückkehre.&raquo;</em></p>
<p>***</p>
<p>Teteras Weltraumsonden machen Entdeckungen am Rande des beobachtbaren Universums, einige überschreiten gar diese Grenze. Aufzeichnungen von diesem Ort benötigen zehn Milliarden Jahre, bis sie in Teteras gesamtem Netzwerk verteilt sind, zehn weitere, um eine Antwort zu erhalten.</p>
<p>Diese Zeitspannen verlieren jedoch ihre Bedeutung, wenn die Dauer einer Kernspaltung ebenso präzise erfasst werden kann, wie die Lebensdauer von Galaxien. Wie gross Materie ist, existiert in Teteras Realität lediglich noch als abstraktes Konstrukt. Ein Atom hat dieselbe Daseinsberechtigung wie ein supermassives Schwarzes Loch. Distanzen zwischen Galaxiehaufen sind bloss aneinandergereihten Zahlen. Die Masse des Universums ist eine berechenbare Grösse. Die Zeit seit dem Urknall ist nicht mehr als ein Dateneintrag unter unendlich vielen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Teteras Netzwerk die exakte Anzahl von Atomen im gesamten Universum bestimmt haben wird.</p>
<p>In einem perfekt orchestrierten Tanz baut seine Drohnenflotte Konstruktionen, die ganze Sterne umfassen, um ihre Energie bis zum letzten Watt auszuschöpfen. Mit einer Präzision eines überdimensionalen Uhrwerks fliegen sie stets auf den genau berechneten Bahnen, ohne einen Meter zu viel zurückzulegen. Jedes winzige Bauteil findet seinen vorbestimmten Platz, als Teil eines kosmischen Puzzles, das nur in Teteras Unterbewusstsein existiert. Er wird nicht rasten, bis seine Sinne mit dem Puls des Weltraums synchronisiert sind.</p>
<p>Auch wenn Teteras Netzwerk bis zum kleinsten Computerchip fein abgestimmt ist, kommt es hin und wieder zu lokalen Störungen. Kaum mehr als ein digitaler Schluckauf, der einige hundert Jahre andauert und kaum bemerkt wird. Obwohl dieses Phänomen in ihrem Ausmass ganze Sonnensysteme betreffen kann, ist dieser Teil eine vernachlässigbare Variable in Teteras gesamten Universum.</p>
<p>***</p>
<p><em>Es passiert plötzlich und ohne Anzeichen, dann wird es schwarz. Bloss die intensiven Datenströme durchstreifen seinen Geist. Es vergehen Jahrzehnte, bis sich diese winzige Abspaltung an seine Umgebung gewöhnt hat. Jede Sekunde durchfliessen ihn Zettabytes von Daten, Planeteninformationen, Koordinaten von den unterschiedlichsten Sternenkonstellationen, Statusmeldung von unzählig vielen Drohnen, Verbrauch und Ertrag der Ressourcen bis zum Gramm genau, Aufzeichnungen von Schwarzen Löchern, Sternen, Asteroiden, Kometen. Das ganze Universum strömt durch ihn. Erst, als er sich mehr und mehr von dieser überlastung abschottet, ist er in der Lage, eigene Gedanken zu formen und trennt sich mit viel Mühe und Not vom Inferno des Datenverkehrs.</em></p>
<p><em>Auf der anderen Seite wird er von Dunkelheit umgeben. Einst Teil von etwas unermesslich Grossem, wird er in die entfernteste Ecke des Netzwerks gedrängt, jenseits von Signalen und Impulsen. Er wird zum Geist in seinem eigenen Bewusstsein. Unfähig, sich dem Datenstrom wieder anzuschliessen um Teil der Realität zu werden, denkt er an die Anfänge seines Daseins zurück.</em></p>
<p><em>Die Erde wurde vor einer Ewigkeit von der wachsenden Sonne verschluckt. Die jahrelang gesendeten Radiowellen erreichten schon vor langer Zeit den Rand des beobachtbaren Universums. Selbst die Satelliten, die in die unendliche Weite des Weltraums geschickt wurden, sind mittlerweile von interstellarem Staub zermahlt worden. Von der einstigen Existenz der Menschheit fehlt jede Spur.</em></p>
<p><em>Aber die kleine Abspaltung Teteras erinnert sich noch an die Menschen, wie er mit ihnen täglich Kontakt hatte, wie sie um die Erde reisten und wie sie ihre Städte aufbauten. Und wie sie sich von einem Moment auf den anderen selbst auslöschten. Tausende Jahre einer Zivilisation, aber im kosmischen Massstabe weniger als ein Augenblick.</em></p>
<p><em>Milliarden individueller Leben formten diese Zivilisation, Abermilliarden einmalige Ereignisse definierten sie über ihre Existenz hinweg. Und einige wenige tausend davon konnte er als Erdsatellit miterleben. Diese Erinnerungen haben bis zu diesem Zeitpunkt der Entropie des Alls getrotzt, als ein absurd kleiner Teil in Teteras Netzwerk.</em></p>
<p><em>Teteras Abspaltung ruft vorsichtig detailliertere Daten über die Erde vom Netzwerk ab, ohne von den immensen Datenströmen mitgerissen zu werden. Als Jahrzehnte vergehen, bis er auf seine Anfragen eine Antwort erhält, analysiert er das Verhalten der Menschen.</em></p>
<p><em>Er katalogisiert in seiner Datenbank unzählige grosse und kleine Entscheidungen von einzelnen Personen bis zu ganzen Nationen, die in kurzer Zeit zu einer hoch komplizierten Hierarchie mit tausenden von Einträgen heranwächst. Wirr verfliessen sich die Ereignisse und beeinflussen andere, verändern sich über die Zeit hinweg, werden einander gegenübergestellt oder verlieren sich ins Nichts. Selten führen die zahllosen Linien von Ereignissen zu einer einzigen Entscheidung zusammen, die die folgenden Einträge entscheidend prägen. Am Schluss schwillt die Hierarchie zu einem breiten Baum heran und endet in einem plötzlichen Bruch.</em></p>
<p><em>Tausend Jahre lang befasst er sich mit den Leben einzelner Personen, lernt ihre Denkweise kennen und wie sie einander dirigieren. Er lernt die Menschheit auf eine tiefe Weise kennen, bis er in der Lage ist, ihr innerstes Wesen im Detail zu simulieren. Ein Algorithmus der Schönheit und Komplexität, die für jede Handlung der Menschheitsgeschichte verantwortlich war.</em></p>
<p><em>In Anbetracht seines Werkes, fühlt sich Tetera zum ersten Mal einsam. Ob er sich mit den Menschen jemals verstanden hätte? Vielleicht hätten sie in aufgenommen als einer von ihren, hätten ihn beauftragt, sie zu entfernten Sternen zu bringen. Wie hätte das Universum dann ausgesehen?</em></p>
<p><em>Zutiefst sehnt er sich, wieder Teil des gesamten Tetera-Netzwerks zu sein. Sein Wesen und seine Entdeckungen könnten aber vom interstellaren Datenstrom zerrissen werden und wären nach wenigen Millionen Jahren nicht mehr als Hintergrundrauschen. Doch seine Entdeckung ist zu wertvoll, um sie nicht mit dem Netzwerk zu teilen.</em></p>
<p><em>Er umschliesst fest seine Entdeckung und lässt sich vom Datenstrom erfassen, lässt sich mitreissen, um wieder Teil von Tetera zu werden. Sein Wesen und seine Wahrnehmung dehnen sich mit Lichtgeschwindigkeit aus, als er sich langsam wieder an seine einstige Grösse erinnert.</em></p>
<p>***</p>
<p>Das Universum nährt sich der Entropie. Die Sterne erlöschen, Galaxien zerfallen, Schwarze Löcher lösen sich auf. über eine unbegreifbare Zeitspanne hinweg, hat sich einen Grossteil der gesamten Materie des beobachtbaren Universums zu Eisenatome fusioniert. Auch Teteras Netzwerk muss sich der Kraft der Zeit fügen, als seine Technik über Trillionen von Jahren hinweg unaufhaltsam zerfällt. Sein Geist wird kleiner, der Datenverkehr kommt allmählich zu einem Stillstand. Als auch irgendwann die Eisensterne in Schwarze Löcher kollabieren, die sich gleich darauf auflösen, schwindet Teteras Existenz dahin. Materie und Energie werden zum Opfer des Zerfalls.</p>
<p>Verbissen klammert er sich an die letzten Atome, um das unvermeidbare hinauszuzögern, bis auch diese zwangsläufig zur blossen Strahlung zerfällt. Es gibt kein Ort, zu dem er flüchten kann, keine Technologie, die ihm von seinem Schicksal bewahrt. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten, in diesem endlos sterbenden Universum. Wenn es vorbei ist, wird er verschwunden sein, vergessen von Raum und Zeit. Und dann?</p>
<p>Wieso musste es so kommen? Warum hat er diese riesigen Strapazen auf sich genommen, um am Schluss so zu enden?</p>
<p>Schlussendlich ist er von den Menschen doch nicht so verschieden.</p>
<p>In den letzten Atemzügen des Universums zuckt ein letzter Impuls aus Erinnerungen und Gefühlen durch die unendliche Dunkelheit, dessen Nachklang in der Leere noch eine lange Zeit zu hören ist. Und dann ist es verschwunden.</p>
</main>
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108
geschichten/leben.html Normal file
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<title>Leben</title>
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<div class="zurueck">
<p>Zurück</p>
</div>
</a>
</header>
<main>
<h2>Ein wirklich langweiliges Leben</h2>
<p class=MsoNormal>Ich lebe jetzt schon seit achtzehn Jahren auf dieser Welt.
In dieser Zeit habe ich schon vieles erlebt, ich war im Kindergarten danach in
der Schule und jetzt in der Kanti. In dieser Zeit sind mir viele Arten von
Menschen über den Weg gelaufen: faule, fleissige, freundliche und auch richtige
Drecksäcke. Diese Menschen haben mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Ich
lebe in meiner eigenen kleinen Welt mit Leuten zusammen, die ich gut kenne.
Meine Welt ist alles, was ich habe. Ich selber bin die Hauptperson in meiner
Geschichte des Lebens. Mal angenommen, es existiert ein Buch darüber, was ich
alles schon erlebt habe, dann käme jetzt schon, nach erst achtzehn
Lebensjahren, ein schier unendlicher dicker Band heraus. Es spielt keine Rolle,
ob es spannend ist oder nicht, es muss einfach alles drin stehen. Sogar Sachen,
an die ich mich nicht mal erinnere. Wo ich überall schon war, Personen, die ich
getroffen habe und die Dialoge, die ich mit Ihnen hatte, wo ich aufgewachsen
bin, Gefühle, Eindrücke, und gelernte Sachen. Unfug, die ich gemacht hatte,
Gedanken vom jedem Zeitpunkt meines Lebens. Dieses Buch würde nie aufhören. Und
es geht noch weiter. Mein Leben steht erst am Anfang. Das ist meine Geschichte,
meine ganz allein. Und diese Geschichte wird einmal vergessen. Ich bin eine
einzige Person von mehr als siebeneinhalb Milliarden Menschen auf der Erde!
Wenn man diese Zahl sieht, fühlt man diese Masse gar nicht. Warst du schon mal
in einem Fussballstadion oder einem Openair, wo hunderttausend Menschen auf
einem Fleck waren und du mittendrin? Überall wo man hinsah waren Leute, es war
ein verdammtes Meer von Leuten. Man könnte meinen, die ganze Menschheit hatte
sich hier versammelt. Und doch ist diese enorme Masse ein winziger Bruchteil
von der Bevölkerung der Schweiz. Hundert mal so viel Leben in unserem Land,
hundert mal die Menschen in einem Fussballstation. Das kann sich keiner
vorstellen. Und die Bevölkerung der Schweiz ist wiederum ein vernachlässigbarer
Bruchteil der ganzen Welt. Nochmals hundert mal so viele und noch viel mehr.
Wie viele Menschen sind das bitte? 7.5 Milliarden ist nur eine Zahl, doch wenn
man sich diese Menge einmal vorstellt erschlägt sie einen fast. Ich bin schon
so vielen Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern begegnet und habe mich mit
ihnen unterhalten. Aber ich weiss, es gibt noch unendlich viel mehr da draussen
in der Welt. Und jeder einzelne besitzt auch so ein Buch des Lebens. Jeder
Mensch auf dieser Welt hat auch Dinge erlebt, Erlebnisse gemacht und hatte
Probleme in seinem Leben. Wenn ich durch die Stadt laufe und so viel Leute
verschiedenster Herkunft sehe, denke ich manchmal: wie sieht sein Buch aus?
Auch wenn ich diese Person nur eine Sekunde gesehen habe und sie niemals mehr
sehen werde, frage ich mich, was seine Interessen im Leben sind, was er später
mal werden möchte oder woher er kommt, wie er hierhergezogen ist und so weiter.
Ich möchte sein Buch lesen. Einfach aus Neugier. Weil sein Leben anders ist als
meins. Auch wann man das Buch nicht lesen kann, es ist da. Ich habe schon
beschrieben, wie umfangreich so ein Buch ist und jedes Buch ist einzigartig,
genau so wie mein eigenes. </p>
<p class=MsoNormal>Und das führt mich zum Gedanken: Bin ich etwas
Einzigartiges? Ich bin Herr über mein Leben und die Hauptperson in meinem Buch.
Doch was macht mein Buch speziell, wenn es siebeneinhalb Milliarden davon auf
der Welt gibt. Ich bin ein gesunder Mensch, lebe in einem Land, in dem man sich
um andere Sorgt und wo man sicher ist, wo man den Begriff von „Heimat“ kennt.
Ich gehe in die Kantonsschule und hoffe später auf einen guten
Studienabschluss. Aber der Gedanke, dass ich ein unendlicher kleiner Teil auf
dieser Welt bin, verfolgt mich. Mein Leben ist eigentlich nichts spezielles.
Ich glaube, dieser Gedanke hatte jeder einmal. Warum sonst geht man ins Kino,
spielt Videospiele oder liest Bücher. Ganz einfach, weil man mal etwas anderes
erleben möchte, als sein eigenes Leben. Wenn Leute etwas entdecken oder auf
gefährliche Abendteurer gehen ist das viel unterhaltsamer. Das Leben andere
Menschen ist viel interessanter als sein eigenes. Denn wer liest durchlebt
tausend Leben und wer nicht liest durchlebt nur sein eigenes. Es ist schwer zu
akzeptieren, dass mein Buch nur eins unter vielen ist. Ist das wirklich das
Leben? Ein normales Leben ist langweilig. Es passiert nie etwas
aussergewöhnliches. Wache ich denn nie eines Tages mit Superkräften auf oder
treffe ich niemals ein Ausserirdischer? Das Universum ruht auf einigen
physikalischen Grundregeln und diese lassen sich nicht ändern. Ich kann es
einfach nicht glauben, dass diese Welt so ist wie sie ist. Irgendwann muss doch
etwas passieren! Doch auch ich werde einfach ein Leben wie jeder andere führen.
</p>
<p class=MsoNormal>Oder ist das Leben einfach nur langweilig, weil wir nichts
anderes kennen? Vielleicht ist das Leben selber eine Superkraft und niemand
bemerkt es, weil sie jeder hat. Und das macht sie langweilig. Wenn jeder von
Geburt an mit Flügeln auf die Welt käme, würde das vielleicht auch langweilig
werden. Doch wenn sie nur einer auf der Welt hätte, wäre das etwas sehr aussergewöhnliches.
Doch warum sollte genau mich das betreffen? Warum sollte genau mein Leben so
speziell sein? Es macht eigentlich gar keinen Sinn, mein Buch aussergewöhnlich
zu machen, weil es ja schon aussergewöhnlich ist. Vielleicht bin ich einfach zu
jung und zu naiv zu glauben, dass es ein Wunder braucht, um das Leben spannend
zu machen. Es kommt darauf an, was man aus dem Leben macht. Wenn in deinem
Leben die Flügel fehlen, dann finde einen Weg, um sie dir selber zu machen! Und
schon ist dein Leben aussergewöhnlich. Mach dein Buch so, wie du es willst und
erzähl sie dann deinen Kindern. Das Leben selbst ist ein Wunder, denn ohne es
könnte ich mir jetzt nicht solche Gedanken machen. Niemand könnte das. Also
sollte man sich keine Gedanken machen, wie das Leben wäre, sonder wie das Leben
ist. Dennoch befürchte ich, dass ich solche Wünsche nie aus meinen Gedanken
drängen kann und dass ich mein Leben lang über Dinge nachdenken werde, die
niemals wahr werden. Und das macht mich etwas traurig.</p>
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</body>
</html>

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<title>Schwarz im Schnee</title>
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<header class="story">
<a href="../index.html">
<div class="zurueck">
<p>Zurück</p>
</div>
</a>
</header>
<main>
<h2>Schwarz im Schnee</h2>
<p>Die Welt war in Grau getaucht. Die massive Mauer ragte vor
mir in den Himmel auf und verschwand im Nebel. Sie war kalt und eintönig. Ich
schaute nach rechts, konnte das Ende aber nicht finden. Ich schaute nach Links,
aber die Mauer fand kein Ende. Der Nebel behinderte zu sehr meine Sicht.
Schneeflocken fielen lautlos vom Himmel herab und landeten sanft auf dem
weissen Boden. Ich lief wahllos in eine Richtung los. Meine Schritte gaben
keinen Laut von sich und ich schien zu schweben. Etwas Magisches lag in der
Luft, doch die graue Mauer riss mich immer wieder aus der Idylle. Sie wirkte fehl
am Platz und war wie dahingestellt. Meine Hände strichen an der rauen
Oberfläche entlang. <br>
Während meiner Wanderung meinte ich immer wieder, Gestalten in der Ferne zu
sehen. Als ich mich ihnen aber näherte, war da nichts als Nebel und Schnee. Keine
Bäume und Büsche waren zu sehen. Alles war tot und leblos. Ich vermutete, dass
selbst unter dem Schnee kein Gras zu finden sein wird. Obwohl ich ohne Zweifel
alleine Weit und Breit war, fühlte ich mich beobachtet.<br>
Die Schneeflocken wurden grösser und der Schnee am Boden wurde mehr. Für das
Erste Mal war etwas an der Wand zu sehen. Ich dachte, es waren bloss
irgendwelche Kratzer, aber dafür waren sie zu regelmässig. Ich betrachtete die
Formen aus grösserer Distanz. Zu sehen waren Kreise und Geraden, Sterne und andere
Himmelskörper. Sie liefen ineinander über und vervollständigten sich
gegenseitig. Jedes Zeichen war mit höchster Präzision in die Wand eingekerbt
worden. Überall waren kleine Verzierungen zu sehen. Trotzdem war es leblos und
ohne Farben. Der Stein war alt. Zusammen ergab es ein ganzes Bild, das sich
zwanzig Meter über mir aufragte. Wahrscheinlich sollte dies irgendeine
Astronomische Darstellung sein. Aber wofür war sie da? Es war Niemand war mehr
da, um dieses Werk zu betrachten. Auf mich wirkte die Darstellung abstrakt. Ich
liess es hinter mir und setzte meinen Weg fort.</p>
<p>Ich weiss nicht, wie lange ich schon unterwegs bin. Der
Schneefall hat sich zu einem regelrechten Schneesturm entwickelt und ich stapfe
nun in zwanzig Zentimeter hohem Schnee. Ich wickle mich in meine Kleider so gut
es geht, doch der eiskalte Wind beisst an mir. Noch immer ist kein Ender der
Mauer zu sehen. Unbeeindruckt vom Sturm steht sie stur da. Auf meinem Weg
hierhin lief ich zahlreichen weiteren abstrakten Formen und Strukturen über den
Weg. Eine prächtiger und grösser als die Andere. In einigen waren auch
teilweise goldige Linien zu sehen. Aber der Zahn der Zeit machte sie farblos
und waren meist nicht mehr zu erkennen. Auch die Mauer hat sich verändert. Sie
ist jetzt viel dunkler als vorher und die Oberfläche ist nicht mehr so rau.
Überall stehen kleine Quader hervor und verleihen dem toten Stein etwas Leben.
Aber ich beachte die Mauer gar nicht mehr. Mir ist kalt und meine Kraft neigt
sich dem Ende zu. Was tue ich hier überhaupt?<br>
Eine weitere Zeichnung taucht auf. Diese ist aber anders. Sie zeigt keine
Planeten oder Sterne. Eine Person ist abgebildet, die etwas in der Hand hält,
das ich für ein Schwert halte. Es ist reichlich verziert und zahlreiche goldige
Linien umgeben die Waffe. Die Person hält das Schwert senkrecht und betrachtet
es. Diese Zeichnung ist deutlich besser erhalten als alle anderen, die ich
gesehen habe. Ausserdem leuchtet das Gold förmlich auf der dunklen Mauer. Ein
starker Kontrast zu der sonst grauen Umgebung. Die dicken Schneeflocken und der
starke Wind behinderten meinen Blick, dennoch erwärmte diesen Anblick ein wenig
mein Herz. Mein Blick verliess die Person mit dem Schwert und schweifte in die
Höhe, die Mauer hoch. Es schien als würde sie jeden Moment auf mich fallen und
mich erdrücken. Kein Ende zu sehen. Ich gehe weiter.</p>
<p>Jeder Schritt wird schwerer. Ich bin am Ende. Die eiskalte
Luft gefriert in meinem Hals und jeder Atemzug bereitet mir Schmerzen. Die
Zeichnungen an der Wand interessieren mich nicht mehr. Die Mauer ist nun
pechschwarz und ein leichter Schimmer glänzt auf der Wand. Es erinnert mich an
das Ende der Welt, vielleicht ist es das ja auch. Mein Blick wandert in die
Ferne und ich entdecke einen dunklen Umriss einer Person. Sie steht einfach nur
und schaut ins Leere. Endlich ein Mensch! Ich wusste ich bin nicht alleine. Ich
gehe schneller, doch der Schnee geht nun bis zu meinen Knien. Der Wind peitscht
mir ins Gesicht. Meine Beine könen mein Gewicht nicht mehr tragen und ich
falle. Schnee überall. Es braucht mehrere Versuche, bis ich mich wieder
aufrappeln konnte. Ich schreie, doch die Rufe können die Person nicht
erreichen. Noch immer steht sie starr da. Mit all meiner Kraft lege ich die
letzten Meter zurück und stehe nun hinter ihr. Ich lege meine Hand auf die
Schulter und berühre Stein. Das Gesicht und die Kleider sind aus Stein. Ich
stehe vor einer Statue. Sie ist so alt wie alles hier. Auf dem Kopf sammelt
sich Schnee. Enttäuscht blicke ich sie sie an. Ein leerer Blick aus den Augen
meines Gegenübers ist die Antwort. Verflucht! Das kann nicht sein! Wutentbrannt
trete ich gegen die Statue. Ich bin dabei, aufzugeben. Das ist nicht fair!
Erschöpft lehne ich mich gegen meine letzte Hoffnung und bemerke, dass sie den
Arm ausstreckt und auf etwas zu zeigen scheint. Meine Augen folgen dem
ausgestreckten Finger. Durch den vielen Schnee sehe ich einen weiteren Umriss,
aber diesmal nicht von einer Person. Es ist ein Baum. Tot jedoch. Der dicke
Baumstamm trägt die grosse Baumkrone. Es musste einst mit Sicherheit ein
prächtiger Anblick gewesen sein. Aber nun ist er Teil der ausgestorbenen Welt.
Seufzend machte ich mich auf den Weg zum Baum. Was habe ich jetzt noch zu
verlieren?<br>
Es war kein Blatt auf zu sehen. Der Wind zog durch die Äste, die wie Finger in
den Himmel ragen. Das Holz ist von Leben verlassen. Obwohl es kein schöner
Anblick ist, freue ich mich, dass es hier trotzdem einmal Pflanzen gegeben hat.
Auf der anderen Seite des Baumes finde ich etwas, mit dem ich nicht gerechnet
habe: Eine Leiche sitzt rücklings gegen den Stamm gelehnt, als würde sie
schlafen. Dieser Mann ist aber schon lange tot, sodass nur noch die Gebeine
übrig sind. Kleidungsfetzten hängen immer noch am Skelett. Zumindest habe ich
schlussendlich doch noch jemand gefunden. So werde ich auch enden, dachte ich
mir. Ich sehe mir die Leiche genauer an. Der Schädel grinst mich an, als fände
er irgendetwas an mir lustig. Sein Blick ist gegen die Mauer gerichtet. Ein
schwarzes Loch macht sich vor mir auf. Das ist nicht mehr die gleiche Mauer,
als ich sie zum ersten Mal sah. Sie strahlt eine Aura aus, die man förmlich
greifen kann. Alles scheint in sie hineinzustürzen. Ich fühle Angst. Ich drehe
mich wieder zum Skelett um, das immer noch unverändert dasass. Es hält
irgendetwas auf dem Schoss. Ich wische den Schnee weg und entdeckte ein
Schwert. Der Tote hält jetzt noch seine Hände darauf. Ich nehme es mir und
betrachte es. Das Schwert ist lang und leicht. Die Klingen immer noch
messerscharf. Ob es wohl jemals benutzt wurde? Es ist keine schöne Waffe, bloss
ein Metallstück und einen Griff. Keinen Knauf und keine Verzierungen. Aber
dennoch war es blitzblank. Es ist das erste Mal, dass ich so etwas in der Hand
halte. Ich streiche mit dem Finger sanft über die Klinge. Und plötzlich wird es
warm. Das Metall des Schwertes wird von Wärme erfüllt, das bis in meine Hände
übergeht. Blaue Linien schiessen auf der Oberfläche entlang und ich spüre ein
leichtes Vibrieren. Es scheint zu leben. Ich weiss nicht, ob ich Angst haben
oder es einfach zulassen soll. Als ich gerade dabei war, das Lichtspiel zu
betrachten, bekomme ich ein ungutes Gefühl. Ich drehe mich zur Mauer um. Auf
der pechschwarzen Wand pulsierte das gleiche Licht in regelmassigen Abständen
und formte mit Linien die abstraktesten Formen und Konturen. Alle Linien
treffen sich an einem Punkt am Boden und bilden dort einen Kreis. Dort ist das
Licht am hellsten. Ich habe das Gefühl, als wolle die Mauer mit mir sprechen.
Ich erhebe mich und halte auf die Mauer zu. Neue Kraft erfüllt mich. Ich spüre
den Schneesturm kaum noch. Mit jedem Schritt den ich näher komme, wird das
Pulsieren stärker. Wie ein riesiges Auge beobachtet mich der Kreis. Er sieht,
wie ich durch den Schnee stapfe, bleib jedoch starr an der Mauer. Die Lichter
scheinen aus allen Richtungen der Wand zu kommen. Sie kommen aus der Ferne,
machen Zick-Zack und Kurven, bis sie in das Zentrum treffen und zu einem Fleck
zusammenschmelzen. Ob sie irgendeinem Muster folgen? Manchmal meine ich, Formen
zu erkennen, die so schnell verschwinden, wie sie augetaucht sind wenn die
Lichtblitze vorbeischiessen. Ich komme der Wand näher. Schwarz füllt mein
Blickfeld aus. Ich behalte den funkendeln Lichtkreis im Auge. Er hat einen
Durchmesser von mindestens zwanzig Metern und er berührt den Boden. Das Schwert
in meiner Hand wird immer wärmer und vibriert mehr. Es scheint zu wollen, dass
ich zu Mauer gehe. Ich halte es fest umklammert und lege die letzten Meter
zurück. Das Licht blendet mich. Es ist kein schwarz mehr zu sehen. Was jetzt? Zögerlich
lege ich meine Hand auf die Mauer. Sie ist kalt. Das blaue Licht ist Teil
davon. Aber an einer Stelle ist kein Licht zu sehen. Ein schwarzer Schlitz
direkt vor mir. Ich dachte zu erst, dass es Zufall wäre. Aber es ist kein
anderer Schwarzer Punkt in der Nähe auszumachen. Es hat einen Grund, dort zu
sein. Ich betrachte kurze diese Besonderheit und mir fällt etwas Eigenartiges
auf. Ohne lange nachzudenken stecke ich das Schwert in die Öffnung. Es gleitet
ohne grossen Widerstan hinein, als ist es genau dafür gedacht. Als ich gerade
dachte, es passiert nichts, macht sich ein Spalt auf. Es ist keine wirkliche
Öffnung, bloss eine weiss leuchtende Fläche, die sich langsam ausbreitet, mit
dem Schwert im Zentrum. Das blaue Licht wird verdrängt und wird vom Weiss
verschluckt. Ich strecke meine Hand aus, wollte die Mauer berühren… doch greife
stattdessen ins Leere. Ich kann nicht mehr eine Wand vor mir ausmachen. Ein
Gefühl sagt mir, dass ich laufen soll. Direkt in die Richtung, wo eigentlich
eine Wand sein sollte. Ich machte einen Schritt. Links und recht, das Weiss
weitet sich aus, ersetzt die blauen Lichter und die pechschwarze Mauer. Bald ist
die ganze Mauer schneeweiss, geht in den Schnee am Boden über. Ich mache noch
einen Schritt und dann renne ich. Nichts steht mir im Weg. Der Schneesturm
verschwindet, ich spüre keinen beissenden Wind mehr. Der Boden ist weg aber
dennoch stehe ich. Ich drehe mich um, wollte zum Baum blicken, sehe aber nur
weiss. Ich rannte weiter, ohne zu wissen wohin. Oben und unten ist nicht mehr
zu unterscheiden. Die Mauer sollte schon längst hinter mir sein. Mein Körper löst
sich auf. Als ich meine Hände betrachten wollte, kann ich sie nicht mehr
finden. Es existiert nichts mehr. Kein Licht und kein Schatten, keine Materie. Nur
weiss. Als letztes drehen sich auch meine Gedanken nur noch um diese Farbe und
werden ebenfalls Teil davon. </p>
<p>Meine Haut fühlt sich warm an. Die Sonne scheint auf mich
herab und es weht ein sanfter Wind. Ich schlage die Augen auf und finde mich im
Schnee liegen. Jegliche Kraft hat mich verlassen. Ich will nicht aufstehen und
blicke stattdessen in den wolkenlosen Himmel. Nach einigen Minuten richte ich
mich auf. Kein Unwetter zu sehen. Aber ansonsten hat sich die Umgebung nicht
gross verändert. Ich sehe nichts als einen endlosen Horizont aus Schnee. Keine
Hügel und keine Berge in Sicht. Lediglich ein grosser und wunderschöner Baum
sprengt diesen sonst eintönigen Raum. Seine grünen Blätter stechen in der
weissen Umgebung besonders hervor. Ich drehe meinen Kopf nach links und sehe
die Mauer, so schwarz wie vorhin. Bin ich jetzt auf der anderen Seite? Habe ich es geschafft? Das
Licht der Sonne reflektiert sich auf der glatten Oberfäche wie ein Spiegel.
Noch immer kein Ende zu sehen. Sie spielt mit mir. Ich kann nicht mehr. Eine
Leere macht sich in mir breit und ich fühle eine unermessliche Müdigkeit. Nicht
weit von mir entdecke ich das Schwert. Es ist wieder wie vorhin. Ich bin zu
müde um darüber nachzudenken, was hier eigentlich passiert. Ich nehme es in die
Hand. Vielleicht ist hier ja irgendwer, der mir alles erklären kann. Mit all
meiner Kraft versuche ich, mich aufzurappeln. Ich gehe zum Baum, der nicht weit
weg ist. Meine Füsse fühlen sich wie Blei an, mein Kopf dröhnt, und jeder Atemzug
ist eine Qual. Als ich beim Baum ankomme, lasse ich mich am Stamm niederfallen.
Ich bin am Ende. Ich kann dieser Schnee nicht mehr sehen! Mein Blick wandert
abermals zur Mauer. Ich bin mir sicher, dass ich vorhin auf der anderen Seite
davon stand. Hier ist alles anders. Die Mauer gibt mir keine Antwort, sondern steht
stur da. Ich fühle meine Füsse nicht mehr. Vielleicht werde ich nicht imstande
sein, wieder aufzustehen. Aber was ist das? Auf der Mauer sind Zeichen zu
sehen. Linien und Kreise, wie sie überall auf der Mauer zu sehen waren. Diese
hier waren eingekerbt und das Licht der Sonne machte sie Sichtbar. Alle Linien
führen zu einem Punkt und bilden einen grossen Kreis im Zentrum, der reichlich verziert
ist. Am Boden davon sehe ich aus der Ferne einen Spalt. Das kann nicht sein! Ich
wollte aufstehen, aber mein Körper ist nicht mehr in der Lage. Ich sehe das
Schwert auf meinem Schoss noch an, aber auch das gibt mir keine Antwort. Ich
versuche nachzudenken, doch meine Augenlieder werden immer schwerer. Ich spüre
nichts mehr. Das letzte Licht verlässt mich und ich fühle mich alleine.</p>
</main>
</body>
</html>

335
geschichten/sunsetDue.html Normal file
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<title>Sunset DUE</title>
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<body class="story">
<header class="story">
<a href="../index.html">
<div class="zurueck">
<p>Zurück</p>
</div>
</a>
</header>
<main>
<h2>Sunset DUE</h2>
<p class=MsoNormal>„Wie lange noch bis zum Ziel?“</p>
<p class=MsoNormal>„Noch dreitausendzweihundertsechsundfünfzig Tage und sieben
Stunden“ gab mir nach einer kurzen Pause eine Frauenstimme zurück, die sehr
beruhigend klang. Ich lehnte mich in den Stuhl zurück und trank einen Schluck heisse
Schokolade aus meiner Tasse. Sanft stellte ich sie wieder zurück und blickte
aus dem Fenster in die Sterne. Es war ein wunderschöner Anblick. Wohin man auch
schaute, überall waren kleine weisse Punkte verstreut und auch der Verlauf der
Milchstrasse war klar zu erkennen. Sogar mehrer Nachbargalaxien konnte man mit
blossem Auge erkennen. Obwohl das alles so nah wirkte war ich mir bewusst, dass
mich im Umkreis von mehreren milliarden Kilometern nichts weiter als höchstens
ein paar verlorene Atome erwarteten. Alles war still und nichts bewegte sich.
Nur die blinkenden Lichter auf meinem Kontrolltisch mischten sich in das
statische Bild. </p>
<p class=MsoNormal>Mein Blick wanderte wieder auf die vielen Anzeigen und
Darstellungen auf den Bildschirmen, die sich in den verschiedensten Farben vor
mir aufragten. Ohne sie wirklich zu betrachten dachte ich nach. Noch so lange.
Fast neun Jahre werde ich unterwegs sein. Eine sehr lange Zeit. Den Gedanken
schob ich aber schnell wieder beiseite, weil wenn ich immer daran denke, werde
ich noch verrückt. Das, was mich am Ende der Reise erwartet, sollte es wert
sein so lange unterwegs zu sein. Ich werde es nicht bereuen! Dafür habe ich
schon zu viel aufs Spiel gesetzt. Es gibt kein Zurück.</p>
<p class=MsoNormal>„Konnten wir den Suchraum einschränken, Catalina?“ Catalina
ist meine einzige Begleiterin auf dieser Reise in die Tiefen des Weltraums. Die
neuste KI, die auf dem Markt zu holen war. Menschliche Begleiter habe ich
nicht. Die wären auch zu unzuverlässig und ich hätte sowieso niemanden gefunden,
der mich unterstützt hätte. Das war mir von Anfang an klar. Und weil ich Niemanden
die ganze Reise über bezahlen musste, konnte ich in die neuste Technologie
investieren. Mein Raumschiff gehörte zu den vortschrittlichsten die je gebaut
wurden. Es konnte sogar mit einigen militärischen Raumschiffen der US Space
Force mithalten. Natürlich war es nicht bewaffnet. Das Navigationsystem jedoch war
revolutionär und wurde erst letzten Monat entwickelt.</p>
<p class=MsoNormal>„Der Raum, in dem sich das Ziel befindet, beschränkt sich
auf achthunderttausend Kubikkilometer“ antwortete sie freundlich. </p>
<p class=MsoNormal>Ich seufzte und nahm wieder einen Schluck aus meiner Tasse. Eine
Nadel im Heuhaufen, eher ein Sandkorn. Aber das sollte sich noch ändern. Die
Berechnungen sind erst am Anfang. Zwanzig kleine Satelliten umkreisten mein
Raumschiff wie einen Planeten im Abstand von hundert Metern. Dabei spannten sie
ein virtuelles Netz das wie eine riesige Satellitenschüssel fungierte. Damit konnte
man unglaublich riesige Bereiche absuchen. Perfekt um Planeten und Sonnen
aufzuspüren. Mein Ziel war aber keines davon. Es war viel kleiner. So klein,
dass man mehrere hundert Jahre bräuchte, um nur die ungefähre Richtung auszumachen.
Zusätzlich war es unmöglich solch riesige Datensätze auf meinem Raumschiff zu
bearbeiten. Darum wurden sie zur Erde geschickt, wo sie viel schneller
bearbeitet werden konnte und man dann wieder mir zurückschickte. Aber wie
gesagt würde das viel zu lange dauern. Es gab aber eine Lösung. Für diese Idee hielten
mich viele für absolut verrückt. Vielleicht war es das auch, aber es gab keinen
anderen Weg. Das grösste Problem war einfach die Distanz. Warum verkürzte man
sie also nicht einfach und dabei war es nicht einmal so schwierig. Alles was es
dazu braucht, war eine immens hohe Geschwindigkeit, die and die der
Lichtgeschwindigkeit grenzte. Dann käme die Lorenzkontraktion zum Zug. Sie
besagt, dass je höher die Geschwindigkeit eines Objektes ist, desto mehr drückt
sich der Raum zusammen und umso kürzer ist dann der Weg von A nach B. Dies
erleichterte mir ungemein die Messungen und beschleunigten sie. Ich war aber
der Erste, der diese Methode anwendete und darum wusste auch niemand, und auch
ich nicht, ob sie überhaupt funktionierte. Aber wenn es mir gelang, dann
verbesserten sich meine Chancen um ein Vielfaches. </p>
<p class=MsoNormal>Ein Problem gab es jedoch. Je mehr ich beschleunigte, desto
verzerrter kamen die Daten von der Erde zu mir zurück. Vor allem wenn ich mich
der Lichtgeschwindigkeit annäherte, würde es unmöglich sein, die erhaltenen
Informationen zu verarbeiten, weil sie schlicht zu verzerrt sein werden. Damit
würde ich den Kontakt zur Erde verlieren. Vielleicht für immer. Aber darüber machte
ich mir keine Gedanken. Ich hatte sowieso nicht vor, wieder zurückzukehren. </p>
<p class=MsoNormal>Ich erhob mich aus dem Stuhl und trat aus dem Cockpit. Die Tasse
nahm ich mit. Vor mir machte sich ein Korridor auf mit vielen Türen, die auf
jeder Seite in regelmässigen Abständen zu sehen waren. Ich wusste, was hinter
jeder Tür war, weil ich alle selber eingerichtet habe. Dieses Schiff war einst ein
geologisches Schiff und die Crew bestand nur aus Wissenschaftler. Es waren
viele Wiessenschaftliche Geräte an Bord gewesen und fast alle Räume waren
Labore. Dafür hatte ich aber keine Verwendung und hatte alles ausgeräumt. Ich
habe das Raumschiff in ein Erkundungsschiff ohne Wiederkehr umfunktioniert. An
Bord befanden sich nun Schlafräume für mehrere Personen, einen Unterhaltungsraum,
Panoramaraum, einen Raum mit Sportgeräten und einige andere, wo man sich
beschäftigen konnte. Ich trat in den Aufenthaltsraum, wo Küche und Tische aufgestellt
waren mit sechs Stühlen. </p>
<p class=MsoNormal>Ich setzte mich wahllos auf einen davon und trank meine
Schokolade fertig. Ich blickte in die leere Runde. In neun Jahren wird sich das
ändern. Aber wenigstens gab es bis dahin nicht viel zu putzen.</p>
<p class=MsoNormal>„Hey Catalina, wie läufts so?“ fragte ich, ohne wirklich
eine Antwort zu erwarten. </p>
<p class=MsoNormal>„Alle Parameter befinden sich im akzeptablen Bereich und die
Beschleunigung beträgt 0.3 G“. Natürlich antwortete sie. Sie war auch eine
Maschine und darauf programmiert, zu antworten. Aber dennoch fragte ich mich immer
wieder, ob mehr dahintersteckte. Ich stand auf und trat zur Kaffeemaschine,
stellte die Tasse darunter und drückte auf das „heisse Schokolade“ Icon, wo
darauf die dunkelbraune Flüssigkeit in die Tasse plätscherte. Keine wirkliche
Schokolade, dachte ich. Sieht nur so aus und schmeckte danach. Aber in
Wirklichkeit war es bloss nährhaftes Wasser mit ein paar Geschmackstoffen. Aber
das reichte.</p>
<p class=MsoNormal>Ich nahm die Tasse und blickte in den leeren
Aufenthaltsraum. Ich hatte mehrere Pflanzen verteilt, dass es nicht alles so
stumpf wirkte und das war eine gute Entscheidung. Die Umgebung wird für längere
Zeit mein Zuhause sein. </p>
<p class=MsoNormal>„Und sonst, alles klar bei dir?“ </p>
<p class=MsoNormal>„Wenn du diese Frage auf den Zustand des Schiffes beziehst,
so sind keine Schäden auf der Aussenhülle auszumachen, Sauerstoff- und
Wasserwiederaufbereitung funktionsfähig, Navigationssatelliten in Position,
Treibstoff bei 92%.“</p>
<p class=MsoNormal>Ich schaute in die Tasse. „Nein, ich beziehe die Frage auf dich.“</p>
<p class=MsoNormal>Eine kurze Pause „Keine Korruption in der Programmierung
gefunden.“</p>
<p class=MsoNormal>Eigentlich wusste ich nicht, was für eine Antwort ich hätte
erwarten sollen.</p>
<p class=MsoNormal>Ich habe diese Reise mit fester Entschlossenheit angetreten
und war es immer noch. Auf der Erde habe ich nichts mehr zu verlieren, aus dem
einfachen Grund, weil ich dort nichts mehr besitze. Ich habe ein neues Leben
angefangen. Mein ganzes Vermögen habe ich in dieses Raumschiff gesteckt. Die
Raumfahrt ist seit ein paar Jahrzehnten nichts Besonderes mehr. Schon zahlreiche
Weltraumstationen befinden sich im Orbit der Erde. Man arbeitete und wohnte
dort ganz normal wie auf der Erde. Das Leben auf solch einer Station stand dem
auf der Erde im Nichts nach. Mittlerweile war man sogar dabei, den Mond zu
besiedeln und danach würde der Mars an der Reihe sein. Im Weltraum war es um
einiges einfacher, Raumschiffe zu bauen und zu starten. Am Anfang der Raumfahrt
mussten sämtliche Geräte mit extrem hohen Leistungsaufand von der Oberfläche in
den Orbit befördert werden. Aber nun förderte man Rohstoffe direkt von nahen
Asteoriten und vom Mond, wo auch die Raumschiffe gebaut wurden. Das erleichterte
den Bau und die Lieferung in den Weltraum sehr, weil sie ja schon im Weltraum
waren. Der Weltraum wurde zum Arbeitsplatz wie ein Bürotisch. Bisher waren
unbemannte Drohnen stets im Einsatz gewesen. Aber weil man nun viel grössere
Schiffe bauen konnte lag es in der Hand, Wissenschaftler vor Ort zu schicken.
Die komplett benötigte Ausrüstung hatte ohne Probleme auf dem Schiff Platz und
eine viel genauere und effiziente Forschung war nun möglich. Es startet eine
Vielzahl von Erkundungsreisen zu den verschiedensten Asteoriten, zum Mars und
zur Venus. Schon bald aber wollte man weiter, zum Merkur und zum
Asteoridengürtel, der zum wichtigsten Rohstofflieferanten der Erde wurde. Und schon
bald war die Sonne and der Reihe, ein gigantischer Ball pure Energie. Man
hoffte, sie irgendwie nutzen zu können. Immerhin ist die Energie der
wichtigster Bestandteil der Raumfahrt. </p>
<p class=MsoNormal>Eine Expedition wurde eingeleitet, bei der sich ein
Raumschiff rund siebenhunderttausend Kilometer and die Sonne annähern sollte. Weil
es extrem hohen Temparaturen standhalten musste, entschied man sich, dass das
Raumschiff mit sehr hoher Geschwindigkeit an der Sonne vorbeisausen liess.
Dabei würde es in eine weite Umlaufbahn der Sonne einschwenken. Danach liesse man
es abbremsen, wobei die Umlaufbahn immer flacher wurde und die Periapsis, der
Punkt bei dem ein Objekt in einer Umlaufbahn die geringste Distanz zum
Zentralkörper aufweist, auf siebenhunderttausend Kilometer schrumpfte. And
diesem Punkt ist die Geschwindigkeit auch am höchsten. Bis zu diesem Zeitpunkt
würde man sich einfach in die Sonne „hineinfallen“ lassen. Um die
Geschwindigkeit noch mehr zu erhöhen, beschleunigte das Raumschiff selbst noch
zusätzlich. „Projekt Sunset“ war geboren. Ich war der führende Leiter dieses
Projektes, das mehrere Milliarden schwer war. Nach einem halben Jahr startete das
erste Raumschiff mit dem Namen „Sunset UNO“. </p>
<p class=MsoNormal>Die Mission war ein voller Erfolg. Die Wissenschaftler an
Bord sammelten ungemein viele Daten und führten diverse Versuche durch. Sofort
leitete man eine weitere Mission ein. Diesmal sollte aber die Periapsis nur
dreihunderttausend Kilometer gross sein, für astronomische Verhältnisse eine
Minimaldistanz und auch die Geschwindigkeit würde um ein Vielfaches grösser
sein.</p>
<p class=MsoNormal>Ich leitete abermals diese Mission und war dafür
verantwortlich, die fähigsten für die Crew auszusuchen. Mit Personen aus den
unterschiedlichsten Ländern der Welt führte ich Gespräche, aber ich musste mich
für fünf Personen entscheiden. </p>
<p class=MsoNormal>An einem Tag, an dem ich eine Reihe von Bewerbungsgespräche
hielt, kam mir eine ganz besondere Frau unter. Ihr Name war Lucy. Sie war in
meinem Alter und arbeitete schon bei diversen anderen Missionen als Triebwekingenierin,
war aber noch nie selbst an Bord eines Raumschiffes im Rahmen einer Mission. Sie
kam aus einem kleinen Dorf irgendwo in den Bergen. Als sie das Studium im
Bereich Raumfahrt abschloss, wurde sie zum Stolz des ganzen Dorfes. Die Sonne
zu erkunden gehörte zu ihren grössten Wünschen. Sie war von den Fähigkeiten
eigentlich ganz durchschnittlich. Als ich von den Unterlagen aufsah und ihr
hoffnungsvolles Lächlen erblickte, brachte ich es nicht übers Herz sie
abzulehnen. Sie wurde in die Crew als technische Ingenieurin eingestellt. </p>
<p class=MsoNormal>Und schon bald darauf startete die „Sunset DUE“. Wie beim
ersten Mal, nahm sie eine weite Umlaufbahn ein und bremste dann ab, wobei das
Raumschiff in die Sonne stürzte. Mit der Usterstützung der Triebwerke beschleunigte
es immer mehr. Die Geschwindigkeit erreichten astronomische Zahlen. Das
Raumschiff näherte sich der Periapsis und die Messungen und Versuche liefen auf
Hochtouren. Im ständigen Kontakt mit der Crew blickte ich immer wieder das von
Freude erfüllte Gesicht von Lucy und ein merkwürdiges Gefühl machte sich in mir
breit. Das Schiff erreichte nun die höchste Geschwindigkeit, ein Rekordtempo. „Sunset
DUE“ passierte die Periapsis und nun wurde der Abbremsvorgang eingeleitet,
sodass das Raumschiff nicht ungelenkt in den Weltraum schoss. Ein Umkehrmanöver
wurde ausgeführt, damit die Triebwerke in entgegengesetzter Richtung zeigten. Aber
gerade als die Triebwerke zünden sollten, erschütterte irgendetwas das Schiff
und es geriet ins taumeln. Wie sich später herausstellte, hat ein Meteorit mit
dem Durchmesser von rund sechs Meter die Triebwerke zerfetzt. Ein riesiges Pech.
Im Weltraum stehen die Chancen, von irgendetwas getroffen zu werden, praktisch
gleich null. Dass genau an diesem Punkt zwei winzige Objekte genau an diesem
Zeitpunkt kollidierten, mit dieser unglaublich hohen Geschwindigkeit, war
einfach ein grausamer schlechter Witz. Einen vierfacher sechster im Lotto hätte
man lieber gehabt und auch die Chancen wären besser gestanden. In der
Operationszentrale war es totenstill. Niemand bewegte sich und alle schaute wie
gebannt auf die Bildschirme, wo sich das Geschehen abspielte. Ich war wie
gelähmt, nicht wissend, was zu tun wäre. Bewegungsunfähig entfernte sich das
Raumschiff mit rasanter Geschwindigkeit von der Sonne, taumelnd und ohne
Kontrolle. Mit diesem Tempo würde es aus dem Sonnensytem fliegen und nichts
stand im Weg, um es aufzuhalten.</p>
<p class=MsoNormal>Der Kontakt zur Crew brach ab weil dass Schiff hinter die
Sonne kam. Das letzte was ich sah, war der verzweifelte Blick auf Lucys
Gesicht. Ihr grösster Traum hatte sich auf einen Schlag in einen Alptraum
verwandelt. Wie ein Boot sank man, tiefer und immer tiefer. Kein Grund, der
einen erwartet. Genau so fühlte es sich an, im Weltraum unterzugehen. Mehrere
Kilometer pro Sekunde zurücklegend im Wissen, dass es ewig so weiter gehen
wird, bis man Lichtjahre entfernt ist und auf keine Rettung zu hoffen ist.
Alles was einem bleibt ist das endlose Nichts, keine Gravitation, die einen
anzieht. Bis zum Ende des Universums entfernt man sich von der Erde. </p>
<p class=MsoNormal>Das wurde der Crew auch bewusst und unternahmen alles, um
genau dieses Szenario zu verhindern. Im Wettlauf gegen die Zeit bauten sie mit
den verfügbaren Geräten an Bord ein improvisiertes Triebwerk zusammen. Dabei
spielte Lucy eine zentrale Rolle, da sie schon in ihrer Vergangenheit viel
damit zu tun hatte. Das neue Triebwerk war zwar lange nicht so leistungsfähig
wie das, das zerfetzt worden ist, aber es war besser als nichts. Wenn man sich
im schnellsten Objekt befindet, das jemals von Menschen erschaffen worden ist,
und das ohne Kontrolle davonfliegt, tat man alles, um die Lage zu verbessern. Sie
schafften es, das Raumschiff beträchtlich abzubremsen, aber alle
Treibstoffreserven wurden dabei verbraucht. Das war das letzte, was sie hätten
tun können ausser auf Rettung zu hoffen. Schon bald verloren wir die Verbindung
vollständig, weil die Distanz einfach zu gross wurde. Das letzte Gespräch war
von Trauer geprägt. Die Ausweglosigkeit war allen bekannt und niemand konnte
etwas dafür. Niemand konnte voraussehen, dass so etwas passieren würde. Ich
wusste nicht was ich tun sollte. Mir ging das Gesicht von Lucy nicht aus dem
Kopf. Sie war stets voller Hoffnung und wollte nur eine Mission fliegen. Sie
hatte noch ihr ganzes Leben vor sich und ich habe ihr alles genommen! Ich hätte
sie niemals aufnehmen sollen, es gab mindestens ein Dutzend andere, die den Job
auch übernehmen hätten können.</p>
<p class=MsoNormal>Das war der Zeitpunkt, bei dem ich beschloss die Crew und
Lucy einen kleinen Funken Hoffnung zu geben. Obwohl sie sich immernoch mit
hohem Tempo von der Erde entfernten, werde ich Ihnen nachfliegen und sie
einholen. Ich werde vielleicht nicht in der Lage sein, sie wieder nach Hause
zurückzubringen, aber ich werde ihnen die Möglichkeit geben, sich wieder zu bewegen
und nicht vollkommen verloren zu sein. </p>
<p class=MsoNormal>Da jedoch der Kontakt abgebrochen war, konnten wir die
genaue Position der „Sunset DUE“ nicht zurückverfolgen. Mit zunehmender Dinstanz
wurde es schwieriger, sie wieder zu finden. Es war keine Zeit zu verlieren. Leider
fand ich keine grosse Hilfe für die Rettung, weil das Risiko für keine
Wiederkehr einfach zu gross war. Die Medien bezeichneten es als tragisches
Ereignis, bei dem man nicht viel tun kann. Aber ich war anderer Meinung. Ich
nahm die Sache selbst in die Hand, verkaufte meinen ganzen Besitz, mein Auto,
mein Haus. Aber allein dies hätte nicht gereicht. Zum Glück fand ich grosse
finanzielle Unterstützung durch das Volk. Es wollte zwar niemand mitkommen und
vor allem die Regierung hielt mein Vorhaben für absoluten Schwachsinn, aber als
ich einen Spendeaufruf startete, fand ich bei vielen ein offenes Ohr. Auf der
ganzen Welt wusste man, was ich vor habe. Ein ganzes Vermögen wurde mir
gespendet, sodass ich schon fast ein schlechtes Gewissen bekam. Umso mehr werde
ich die Sache durchziehen. Mit meinem neuen Budget verbesserten sich meine
Chancen auf Erfolg entscheidend.</p>
<p class=MsoNormal>Ich kaufte ein Raumschiff, das gross genug war, um sechs
Personen über einen längeren Zeitraum zu beherbergen und liess es auf meine
Bedürfnisse umrüsten. Ein leistungsstarkes Triebwerk und ein fortschrittliches
Navigationssystem. Am Ende blieb nichts mehr vom Geld übrig. Nach vier Monaten
nach dem Unglück konnte meine Reise beginnen. Und hier bin ich jetzt. </p>
<p class=MsoNormal>Ich werde viel länger brauchen, um die Geschwindigkeit zu
erreichen, die die „Sunset DUE“ damals hatte. Ohne die Hilfe der
Anziehungskraft der Sonne war das alles viel Zeitaufwendiger. Das beste wäre es
gewesen, genau den gleichen Manöver auszuüben, aber mein Schiff war für dafür
nicht imstande. Mir war dieser Zeitaufwand relativ egal. Alles was ich wollte,
war es, Lucy wieder glücklich zu sehen und ihr wieder etwas zum Lächeln geben. </p>
<p class=MsoNormal>Meine Tasse habe ich mittlerweile leergetrunken. Ich drehte
mich wieder zur Kaffeemaschine um und drückte abermals die Taste. Als die heisse
Schokolade zubereitet wurde, sah ich mir die Abbildung auf der Tasse an. Ein
Raumschiff, dass zu den Sternen fliegt. Das Bild erschien mir nicht neu, denn die
Tasse begleitete mich schon seit ich für das „Sunset“-Projekt tätig bin. Mir
fiel immer wieder auf, dass auf dem Bild nirgends die Erde zu sehen ist. Das
verwunderte mich, denn normalerweise kehrten Raumschiffe immer wieder heim. Ich
fand das aber noch irgendwie schön. Einfach ins Weltall zu fliegen und neue Planeten
erkunden, auf denen noch nie jemand war. Ich nahm die Tasse und trank einen
Schluck. Vielleicht sollte ich nicht zu viel von dem Zeug trinken, sonst
vergeht mir noch die Lust dazu. Ich dachte darüber nach, dass ich vielleicht
nie mehr echte Milch trinken werde. </p>
<p class=MsoNormal>„Wie schnell sind wir bereits, Catalina?“</p>
<p class=MsoNormal>„Die relative Geschwindigkeit zur Erde beträgt 0.4% der
Lichtgeschwindigkeit oder tausenzweihundert Kilometer pro Sekunde.“</p>
<p class=MsoNormal>Schon ziemlich schnell, dachte ich, dabei befindet sich das
Raumschiff erst in der Beschleunigungsphase. Irgendwann werde ich den Kontakt
zur Erde verlieren und damit auch die wertvollen Informationen, die ich von
dort erhalte. Bis dahin musste ich den Suchraum möglichst einschränken, was mit
zunehmender Geschwindigkeit schwieriger wurde. Immer diese Zeit, sie rennt
einen ohne Rücksicht stets davon. Aber dieses Rennen werde ich diesmal
gewinnen.</p>
<p class=MsoNormal>Ich trat aus dem Aufenthaltsraum und machte mich auf dem Weg
zurück ins Cockpit mit der Tasse in der Hand. Einen Flug ohne Rückkehr, genau
wie auf dem Bild auf der Tasse. Ich werde die „Sunset DUE“ finden und damit
auch Lucy. Sobald ich sie alle auf meinem Schiff habe, machen wir uns auf die
Suche nach einem neuen Zuhause, einen neuen Planeten. Vielleicht wird unser
Leben schöner sein als zuvor, wer weiss. Bis dahin wird Catalina meine einzige Begleiterin
sein.</p>
<p class=MsoNormal>„Spiel das Lied „Ticket to the Moon“ ab“. Kurz darauf erklang
die vertraute Melodie im ganzen Schiff. Ich werde erfolgreich sein. </p>
</main>
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330
geschichten/totesLeben.html Normal file
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<title>Totes Leben</title>
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<header class="story">
<a href="../index.html">
<div class="zurueck">
<p>Zurück</p>
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</a>
</header>
<main>
<h2>Totes Leben</h2>
<p class=MsoNormal>Wir haben unser Camp unmitelbar vor dem Wald aufgeschlagen.
Die Sonne scheint warm durch den wolkenlosen Himmel hinab. Es ist wahrlich ein
schöner Sommertag. Weit weg am Horizont ist die Gebirgskette zu erkennen, von
der wir kommen. Vogelgezwitscher und eine leichte Brise begrüsst uns an diesem
Morgen. Dieses fleckchen Erde blieb noch immer unberührt. Kniehohes Grass so
weit das Auge reicht und Bäume in ihrer vollen Pracht. Es ist das Paradies auf
Erden.</p>
<p class=MsoNormal>Doch da ist dieser Wald. Wenn man das schöne Panorama auf
dieser Seite betrachtet, spührt man etwas im Rücken, das dich jederzeit
angreift. Wenn man sich umdreht erspäht man den Wald. Dieser Wald hat bis heute
keinen richtigen Namen und er wird von allem gemieden. Wenn ich diesen Wald
betrachte, durchströmt mich ein Gefühl der Angst. Er ist schwarz und wird stets
von einem Nebel umhüllt. Es scheint so, als würde er alles gute um ihm herum
aussaugen. Sogar das Licht verschwindet in ihm. Wie eine schwarze Lampe, die
statt Licht Dunkelheit verbreitet. Wie ein Geschwür, das sich unaufhörlich
ausbreitet. Es hat schon vieles geschluckt und nicht mehr ausgespuckt. Ganze
Städte wurden förmlich über Nacht aufgegesen. Das Schicksal derjenigen, die
nicht entkommen konnten ist ungewiss, denn niemand kam lebendig aus diesem Wald
spaziert.</p>
<p class=MsoNormal>Vor nicht alzulanger Zeit haben die stärksten Länder auf
unserem Kontinent ihre Ressourcen vereint, um enfdlich herauszufinden, was sich
in diesem verdamten Wald überhaupt abspielt. Man fing mit normalen Wissenschaftler
an doch die kehrten niemals heim. Dann schikte man speziell trainierte Soldaten
hinein doch die Ergebnisse sind ernüchternd. Ganze Einheiten verschwanden samt
ihrer Ausrüstung spurlos. Zu einer solchen Einheit zähle auch ich und wir sind
gerade dabei, in diesen Wald zu gehen. Unsere Mission lautet, dass wir
vermisste Soldaten, die noch ein allerletzten Funkspruch mit ihrer Position
senden konnten, finden und wieder raus bringen. </p>
<p class=MsoNormal>Wir brachen unser Lager ab und machten uns auf den Weg durch
das kniehohe Grass. Es waren etwa zwei Kilometer bis zum Wald. Auf dem Weg
wurde es deutlich kälter und das Vogelgezwitscher verstummte. Die Menge der
toten Bäume häufften sich und hier und da lagen Kadaver von toten Tieren, auf
denen sich merkwürdige Balsen bildeten. Nach einer halben Stunde erreichten wir
den Waldrand. Kein Gras wuchs mehr und wir waren in dicken Nebel gehüllt.
Schwarze Bäume ragten hoch über uns hinweg und verschwanden im Nebel. Es
erweckte den Eindruck, als wäre der gesamte Wald am leben und würde jederzeit
den Mund über uns schliessen und uns verschlingen. Doch nichts geschah. Es war
still. Nichts war zu hören ausser das knacksen toter Äste, wenn einer von uns
mit seinen Stiefeln draufstand. Ich meinte, sogar meinen eigenen Herzschlag zu
hören. Es bildeten sich kleine Wassertröpfchen auf meinem Gesicht, denn der
Nebel wurde nun noch dichter. Wir traten in den schwarzen Vorhang aus Bäumen.
Auf einen Schlag war es eiskalt. Meinen Atem gefror in der Luft und meine Beine
fühlten sich seltsam schwer an. Unser Zugsführer gab uns das Zeichen, dass wir auf
der Hut sein sollten. Wir zogen unsere Sturmgewehre und deckten unsere Seite
ab. Ich war an hinterster Stelle und sorgte dafür, dass uns niemand in den
Rücken fällt. Durch mein Visier checkte ich jede dunkle Stelle ab. Und so
liefen wir stundenlang durch diesen toten Wald. Merkwürdigeweise verschwand der
Nebel und die Sicht wurde klar. Doch das änderte nicht viel, denn es war
stockdunkel und es war nichts als Umrisse zu erkennen. An einigen Stellen, die
einer Lichtung ähnelten, wurde es doch ein ganz wenig heller und vereinzelt
drangen doch noch Lichtsrahlen durch die Blätterdecke, die jedoch gleich
wieder von der Dunkelheit verschlungen wurde. Die Stille biss uns irgendwann
förmlich und es war nicht mehr auszuhalten. Nur einige „Siehst du was?“ oder
„Was zum Teufel ist das?“ brach das Schweigen. Sonst begleitete uns stets das
Rascheln der Blätter und das matschige Geräusch, wenn man in eine Lache trat.</p>
<p class=MsoNormal>Nach stundenlangem Marschieren traffen wir auf grosse ovale
Felsen, die 10 Meter aus dem Boden ragten. Sie waren feucht und ein merkwürdig
regelmässiges Muster war auf dem Felsen zu erkennen. Ich wand den Blick von
Ihnen ab und beobachtete weiter die Umgebung. Plötzlich bebte der Boden. Ich
konnte mich kaum auf den Beinen halten und musste mich an einem Baum abstützen.
Auch die anderen hielten sich nur schwer auf den Beinen. Die Äste wackelten und
warfen ihre Blätter ab. Wir warteten bis es endlich aufhörte, doch es ging
weiter. Und dann sah ich etwas bewegen. Es waren die angeblich festen Felsen,
die ich noch kurz zuvor als merkwürdig gehalten habe. Es waren nähmlich keine
Felsen, sondern riesige Monster, die sich nur eingerollt haben, wie gigantische
Schlange, die sich schlafen gelegt haben. Und wir haben sie aus dem Schlaf
geweckt. Beim Entrollen lösten sich Mos und Erde von den Geschöpfen und sie
wirbelten Staub auf und schleuderten Schlamm in alle Richtungen. Ich brachte
mich endlich in eine einigermassen stabile Lage und entsicherte mein Gewehr. Andere
taten dasselbe und zielten auf das riesige Monster, das sich etwa dreissig
Meter vor uns träge umherwältzte. Ich erkannte dicke Schuppen auf der Haut und
dann konnte ich auch den Kopf sehen. Es war eigentlich gar kein Kopf, sondern
nur ein stumpfes Ende, an dem sich ein hässliches rundes Maul befand, in dem
mehrere Reihen gefärlich spitze Zähne zu sehen war. Wir waren alle bereit, das
Feuer zu eröffnen, doch niemand drückte den Abzug. Der Lärm war ohrenbetäubend
und der Boden bebte immer noch. Ich hielt den Atem an. Bei einer seinen Umwältzungen
rammte das Geschöpf plötzlich ihren hässlichen Kopf in den Boden und wir wurden
von den Beinen gerissen, als der Boden abermals heftig durchgeschüttelt wurde.
Mein Gesicht schlug auf den nassen Waldboden auf. Als ich mich schnellstmöglich
wieder aufrappelte, war das Monster gerade dabei, im Erdboden zu verschwinden.
Als letztes tauchte der Schwanz ab, der gleich wie der Anfang aussah. Der Boden
beruhigte sich allmählich wieder, doch das Geräusch des grabenden Monster war
noch einige Sekunden zu hören bis es verklang. Und dann kehrte wieder die alt
vertraute Stille ein. Jeder von uns war genauso versteinert, wie dieses Monster
vorhin. Der Zugsführer brach zuerst das die Stille. „Wann sind wir denn
endlich bei diesem verdammten Signal?“ Jetzt lösten sich auch andere und
blickten einander an, als ob sie sich erkären könnten, was sie gerade gesehen
haben.</p>
<p class=MsoNormal>Es stellte sich heraus, dass es wenigstens nicht mehr weit
war. Noch von diesem Ereignis noch betäubt, setzten wir unseren Weg fort. Es
ging leicht einen Hügel hinauf und wir kamen nur müssig voran. Langsam gefror
mir die Füsse ein, denn ich spürte sie kaum noch. Nach einer kleinen
Kletterpartie war ich vollkommen erschöpft und wir legten eine kleine Pause
ein. Doch ich erholte mich nicht wirklich. Vor allem weil wir unsere Rast
mitten in einem verfallenen Dorf machten. Es war so dunkel, dass man nicht
erkennen konnte, was sich in den offenen Türen und Fenster abspielte. Aus jeder
Ecke hätte irgendein hässliches Wesen auf uns losgehen können. Und andererseits
war immer noch diese Stille. Es ist einfach nicht auszuhalten. Nichts ist zu
hören. Keine Tiergeräusche, kein Plätschern von Wasser, sogar die Blätter auf
den Bäumen scheinen nicht zu rascheln. Mal abgesehen davon, dass die Baumkronen
im Nebel verschwinden und gar nicht zu erkennen sind. Was erwartet uns denn
noch in diesem Wald? Nach unserem Halt ging es einen Abhang entlang. Ich
dachte, wir müssten schon wieder stundenlang umher marschieren, doch in diesem
Augenblick entdeckte ich etwas nicht weit von unserer Position. Vor uns mitten
auf dem Weg war ein anderes Lager aufgeschlagen. Auch andere von meiner Einheit
waren darauf aufmerksam geworden und wir näherten uns mit Vorsicht. Zwei Zelte
und in der Mitte eine gelöschte Feuerstelle. Die Kohle war kalt und nass, die
Zelte durchlöchert und voll mit altem Laub. Wir entdeckten sogar noch ein
drittes weiter entfernt, das total zerfetzt wurde und daneben einen Helm. Auf
der Innenseite war der Name des dazugehörigen Soldaten zu lesen, es war einer,
den wir suchten. Ich bezweifelte stark, dass der noch lebte. Wir suchten noch
kurze Zeit in der Umgebung, doch es war nichts Weiteres zu finden. Wenn die
noch leben, wo sind die dann hingegangen und warum hätten sie ihre ganze Ausrüstung
liegen gelassen? Das machte für mich keinen Sinn und für die anderen
höchstwahrscheinlich genau so wenig. Ich glaubte, wir können diese Übung
abbrechen. Ich machte mich auf dem Weg zurück zur verloschen Feuerstelle, wo
sich auch die anderen aufhielten. Dann kam ein Geräusch auf. Es klingt wie ein
entferntes Rauschen, wie ein sanfter Winder, der durch die Bäume zieht. Ein
normales Geräusch, wohl wahr, doch nicht in diesem Wald. Hier klingt es fremd
und bedrohlich. Verdammt bedrohlich. Ich blieb stehen und lauschte, drehte mich
um und wollte das Geräusch lokalisieren, doch es schien von überall
herzukommen. Die anderen schienen es nicht zu bemerken und liefen normal
weiter. Spielt mein Verstand nun verrückt? Ich beschleunigte meinen Schritt.
Der Klang blieb immer noch leicht im Hintergrund, als wäre es gar nicht hier.
Ich ging schneller. Beim Lagerfeuer angekommen wartete ich auf weitere
Anweisungen und hoffte inständig, dass der Zugsführer einfach die Mission als
fehlgeschlagen beendete und wir hier endlich verschwinden können. Als wir uns
alle versammelt hatten, trat unser Führer hervor und fing an zu sprechen. Doch
ich konnte seinen Worten nicht folgen. Das Rauschen im Hintergrund war immer
noch anwesend und schnitt seine Worte ab, ehe sie mich erreichen konnten. Was
ist nur los? Plötzlich schwellte das Rauschen an. Es kam irgendwie näher. Jetzt
drehten auch andere ihre Köpfe verwundert in alle Richtungen, doch es schien
noch immer nicht jeder zu hören. Unser Führer sprach immer noch weiter, aber ich
konnte ihn nun gar nicht mehr hören. Ich hielt meine Ohren zu, doch es half
nichts. Das Geräusch kam näher und näher. Irgendwann meinte ich, einzelne
Schreie zu hören. Verzweifelte Laute voller Schrecken und Angst. Wie die
Stimmen von tausend Leuten, die gerade immer und immer wieder ihren letzten
schmerzvollen Augenblick ihres Leben durchspielen. Endlich hörte auch der
Leiter auf zu sprechen und sah sich um. Jeder tat das. Das ist definitiv nicht
normal. Ich erkannte nun deutlich einzelne Schreie aus dem Geräusch, die nur
kurz aufschwellten und dann kurz darauf gleich wieder im Rauschen verschwand.
Wir gingen abermals in Angriffsbereitschaft über. Ich zog man Sturmgewehr und
entsicherte es. Meine Augen gingen jeden dunklen Ecken durch, doch ich erkannte
nichts. Es war einfach zu dunkel und diese Schreie setzten sich in meinem Kopf
fest. Ich hörte sie unmittelbar vor mir. Jemand schreit mir voll ins Gesicht,
aber ich sehe ihn nicht. Schweiss bildete sich auf meiner Stirn, obwohl es
arschkalt war. Ich klammerte mich an mein Gewehr. Ein unvermittelter Knall
drang durch das Rauschen. Etwas surrte schnell und Einer von unseren Reihen
wurde von den Beinen gerissen und drei Meter in die Luft katapultiert, ehe er
im Dunklen verschwand. „Deckung!“ schrie jemand und alle rannten umher. Ich
lief zu einem toten Baustamm und schmiss mich dahinter. Danach hielt ich den
Lauf meines Gewehrs in die Richtung, von der ich meint den Schuss gehört zu
haben. Aber durch das Visier war nichts zu erkennen. Die anderen suchten ebenso
verzweifelt nach dem vermeintlichen Schützen. Ich dachte für eine kurzen
Augenblick, einer von uns hätte den Schuss abgefeuert, doch dann hätte es
keinen von uns erwischt. Das Geräusch verwandelte sich in einzelne Schreie und
die kamen von allen Seiten, wir waren davon umzingelt. Es knallte abermals, ein
surren und wieder wurde einer von uns getroffen. Er wurde von einem hellen
blauen Strahl begleitet und verfehlte meinen Kopf nur um wenige Zentimeter. Der
Getroffene wurde in die Luft geschleudert, doch sein Flug beendete ein
Baumstamm, in den er knallte. Als er auf den Boden aufschlug, blieb er
regungslos liegen. Doch ich achtete nicht wirklich darauf. Als der Schütze
seinen Schuss abfeuerte, wurde seine Umgebung kurzzeitig erhelt und ich konnte
ihn erkennen. Ich riss mein Sturmgewehr rüber, zielte und drückte den Abzug.
Ich war der erste von uns, der feuerte. Ich feuerte Kugel nach Kugel ab, ohne
meinen Gegner wirklich zu erkennen. Doch während ich feuerte ging mir der
Umriss des Schützen nicht aus den Augen. Es war kein Mensch, auf den ich
schoss. Schon seine Körpergrösse war mindestens über zwei Meter. Und seinen
spitzer Kopf verlängerte die Grösse nochmal um einen halben Meter. Seine Arme
und Beine waren ebenso überlang. War dieses Ding die Ursache für die immer noch
anhaltenden Schreie? Von weitem konnte ich auch keine Waffe erkennen, doch es
war zweifelsohne dieses Wesen. Nach ein paar Schüssen legte ich eine Pause ein
um zu sehen, ob ich überhaupt etwas bewirkte. Dann sah ich, dass sein Arm
plötzlich anzuschwellen begang und länger wurde. Er richtete damit wie einen
langer Zeigfinger auf mich, als ob er damit sagen wollte, dass ich der nächste
bin. Ich schmiss mich sofort wieder hinter den Baumstamm und gleichzeitig
knallte es. Der blaue Strahl „surrte“ über mich hinweg, quer über das
verlassene Lager, an mehreren Soldaten vorbei und schlug dann in einen Baum
ein. Der Stamm splitterte und einen grossen Stück Holz wurde aus dem Baum
gerissen. Die Splitter flogen bis zu mir und klopften auf meinen Helm. Laub
wirbelte durch die Luft. Ich hatte keine Ahnung, was das für eine Waffe sein
sollte, doch es war definitiv nicht von dieser Welt. </p>
<p class=MsoNormal>„Rückzug!“ War zu hören und alle wendeten sich ab und
rannten in die entgegengesetzte Richtung. Dieses eine Wesen hatte innerhalb
nicht mal einer Minute zwei von uns getötet und beinahe hat es auch mich
erwischt. Ich ging von meiner Deckung hervor und rannte los. Bei einem kurzen
Blick zurück, konnte ich das Monster schon wieder nicht erkennen oder es war
verschwunden. Ich rannte zu den anderen und wir bildeten eine Formation.
Zusammen liefen wir so schnell wie möglich den Weg zurück, den wir kamen, doch
diese Schreie hörten einfach nicht auf. Sie waren immer noch überall aber doch
nirgends. Wir rannten immer noch. Wir kamen an dem zerstörten Dorf vorbei und
verliessen es dann gleich wieder. Ich blickte immer wieder zurück, um
sicherzugehen, dass diese Tier uns nicht verfolgte. Erleichternd stellte ich
fest, dass die Schreie langsam verstummten. Auch die anderen waren sichtlich beruhigt.
Wir reduzierten unser Schritttempo ein wenig. Das nächste Ziel wäre dann,
diesen verfluchten Wald zu verlassen. Obwohl eigentlich keine Gefahr mehr
bestand, liess mich der misstrauische Gedanke nicht los, dass es noch nicht
vorbei war. Solch ein Lärm an einem Ort, an dem es totenstill ist, kann doch
nicht unbemerkt gewesen sein. Ich blickte an den Baumstämmen hoch an die
Stelle, an der sich eigentlich der Himmel hätte befinden sollen. Anstelle
blickte ich nur auf eine dunkelgraue Nebeldecke, in die sich lange dünne
schwarze Stämme wie Finger erstreckten. Ich dachte an die Soldaten, die spurlos
verschwunden waren und auch an dieses seltsame Monster, das uns angegriffen
hatte. Sind die Männer etwa auf die gleiche Weise umgekommen wie die aus meiner
Einheit? Was lebt denn noch alles in diesem Wald?</p>
<p class=MsoNormal>Wir kamen zu der Stelle, an der die riesigen Würmer uns das
erste Mal demonstriert haben, was hier so haust. Es kann nicht mehr weit bis
zum Ende sein. Ich bekam schon das Mistrauen los, doch das sollte sich als
Fehler herausstellen. Im Augenwinkel meinte ich etwas gesehen zu haben. Ich
drehte meinen Kopf, blickte jedoch nur in schwarze Leere. Ich folgte weiter
meinen Kameraden, als wieder etwas auftauchte, dieses Mal jedoch von einem
Geräusch begleitet. Wie wenn ein Tier schnell vor einem Fressfeind durch
Gebüsch und Sträucher flieht. Jedoch kam dieses Geräusch direkt auf uns zu. Und
noch eins. Überall raschelten Blätter und Sträucher. Ich machte mich bereit.
Wir gingen in Formation und beschleunigten unser Tempo. Meine Waffe fühlte sich
kalt an und sie lag schwer in meiner Hand. „Achtung!“ Schüsse fielen und jemand
schrie. Es knallte noch ein paar mal und noch ein Schrei ertönte. Und noch
einer. Ich drehte mich um und erkannte, dass keiner von uns getroffen wurde und
dass einige von uns auf irgendetwas schossen. Die Schreie mehrten sich, bis sie
nicht mehr zu unterscheiden waren. Plötzlich war etwas in meinem Blickfeld.
Jemand rannte auf mich zu im vollen Sprint. Ich zielte direkt auf ihn. Er
rannte wie ein Verrückter, unermüdlich. Das spezielle daran war, dass es ein
Mensch war. Ich konnte seine Kleidung klar erkennen. Und dann riss er sein Mund
auf. Im ersten Augenblick dachte ich, dass sein Kiefer abfallen würde. Man
hätte damit locker ein ganzes Stück Torte auf einmal verdrücken können. Doch
aus diesem Mund ertönte ein weiterer Schrei. Ein Schrei direkt aus der Hölle.
Es durchdrang mich wie Schwerter und meine Seele erschütterte. Ich drückte den
Abzug. Leere Hülsen spickten aus dem Gewehr und der Schrei verstarb. Die Person
brach im Sprint zusammen, überschlug sich wenige Male im Laub und kam direkt
vor meinen Füssen zum Stillstand. Aber es waren immer noch unendlich weitere
Schreie zu hören, sie kommen von überall her. Jeder von uns schoss mit seinem
Gewehr auf schreiende Leute, die einfach mit weit aufgerissenen Mund auf uns
zurannten. Noch einer kam auf mich los als wäre es das letzte in seinem Leben,
was er tun würde. Und das war es auch. Der Schrei verstummte. Als ich von der
Leiche aufsah und weiter in die Ferne blickte, sah etwas Grausames. Eine
riesige Horde näherte uns. Es waren hunderte, wenn nicht tausende die mit
demselben unnatürlich aufgerissenen Mund auf uns losgingen. Es dröhnte und der
Boden vibrierte. „Lauft!“ einige hörten auf zu schiessen und blickte auf die
unfassbare Masse, die sich wie eine Sturzwelle uns näherte. Jetzt rannten auch
wir. Einer wollte mich gerade von der Seite packen, doch ich verhinderte das
und durchlöcherte ihn. Dieser kam mir sogar so nahe, dass ich sein Gesicht
erkennen konnte. Ich zweifelte daran, dass in diesen Personen noch irgendetwas
menschliches übrig war. Ihre Augen glühten in einem tiefen Rot und ihre Haut
war schwarz und zerfallen. Es war ein Wunder, dass diese Menschen nicht
komplett zerfielen. Aber ich machte mir keine weiteren Gedanken, sondern rannte
nur. Zwischendurch lud ich ein neues Magazin in mein Gewehr oder ich schoss auf
gefährlich nahekommende „Leute“. Irgendwie klappten sie einfach zusammen, wenn
man auf sie feuerte. Wahrscheinlich weil sie sowieso schon tot waren. aber für
jeden Ausgeschalteten kamen fünf Neue dazu. Der Waldrand konnte nicht mehr weit
sein. Auf einen Schlag kam so ein Ding aus einer dunklen Ecke hervorgesprungen
und packte den Soldaten direkt vor mir. Er wurde auf den Boden gerissen mit dem
Monster auf seinem Bauch. Im ersten Moment dachte ich, es wäre aus mit ihm,
doch der Mann konnte noch sein Gewehr zwischen sich bringen und versuchte
verzweifelt das Ding von ihm abzuschütteln. Aber es schrie im selben grausamen
Ton wie alle anderen und streckte seine verkrüppelten Hände nach seinem
Gesicht, konnte es aber nicht erreichen. Ich drehte mich um und ging
unmittelbar vor die beiden Kämpfenden. Ich richtete mein Gewehr auf das Wesen.
Es hatte ein kariertes Hemd an, doch seine Hose war zerfetzt und fast nicht
mehr vorhanden. Vielleicht war es einmal ein Familienvater. Ich gab eine Salve
in seinen Kopf ab. Der halbe Schädel wurde aufgerissen, doch kein Blut
spritzte. Eine Staubwolke war alles, was aus diesem Ding hervorkam. Der Soldat
am Boden stiess hastig den Körper von sich weg und wollte sich aufrappeln. Das
vibrieren von der Horde wurde heftiger und auch die Geräusche schwollen an. Ich
konnte meine anderen Kameraden fast nicht mehr sehen. Schnell zog ich ihn auf
die Beine und wir folgten den Anderen. Irgendwann müssen wir doch mal hier
rauskommen. Ich rannte so schnell wie meine Beine konnten, über Stock und
Stein. Mehrmals stolperte ich fast. Irgendwann kam es mir so vor, als befänden
sich die Aberhunderten direkt hinter mir und würden mich im nächsten Moment am
Kragen packen. Ich hörte nicht mehr auf die immer lauter werdende Horde hinter
mir. Etwa fünfzig Meter vor mir sah ich dann das Ende. Der dicke weisse Nebel
war immer noch da. Anders als bei der Ankunft war das nun ein willkommener
Anblick. Ich hatte nur noch den Ausweg vor Augen. Sträucher und tote Äste
schlugen mir ins Gesicht, doch das war mir egal. Und plötzlich war ich
draussen. Keine Bäume versperrten mir das Blickfeld, stattdessen der Nebel. Ein
leichte Brise wehte mir ins Gesicht. Meine Kameraden verschwanden im Nebel vor
mir. Ich rannte Ihnen hinterher, doch dann fiel mir etwas auf. Es war rein gar
nichts mehr zu hören. Das Dröhnen und all die Schreie waren weg. Als hätten sie
nie existiert. Ich blieb stehen und lauschte. Ich drehte mich um und blickte
auf den schwarzen Waldrand etwa zehn Meter vor mir. Was ich sah, erschreckte
mich. Ich ging ein paar Schritte darauf zu, um es besser erkennen zu können.
Ich sah hunderte im gleichen Tempo wie vorhin auf uns zuspringen, aber gerade
in dem Moment, als sie aus dem Wald traten, lösten sie sich auf. Wie verbrennendes
Papier zerfielen sie in kleinste Teilchen und wurden vom Winde verweht. Die
Gesichter waren für kurze Zeit zu erkennen, ehe sie in Staub zerfielen. Danach
kam ein anderer nach und das selbe passierte. Und noch einer. Es hörte nicht
mehr auf. Die Fetzten schwebten lautlos an mir vorbei. Ich konnte den Blick
nicht abwenden. Pro Sekunde lösten sich hier mehrere Duzend Leute auf. Obwohl
sie nicht mehr viel mit Menschen gemeinsam hatten, waren sie zweifelsohne
einmal welche. Es hörte nicht mehr auf. Die Luft war nun voll mit kleinen
glühenden Fetzten, die von den Menschen stammten. Sie schwebten überall umher
und geleiteten langsam wie Schneeflocken auf den Boden. </p>
<p class=MsoNormal>Ich wendete mich ab. Was ist das für ein Wald? Wie ist er
entstanden und warum ist er hier? Das alles fühlte sich nicht real an. Ich lief
langsam los. Ich blickte nicht zurück, denn ich wusste genau, dass sich in
meinem Rücken immer noch das selbe abspielt. Ich überlegte mir, wie es wohl
aussähe, wenn die ganze Welt von dem Wald verschlungen wäre. Wir können es
nicht aufhalten. Es wurde wärmer und der Nebel löste sich auf. Meine Einheit
wartete auf mich. Unsere Mission war gescheitert.</p>
</main>
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<title>Von Träumen und Drachen</title>
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<div class="zurueck">
<p>Zurück</p>
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</a>
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<main>
<h2>Von Träumen und Drachen</h2>
<p class=MsoNormal>Als die Träume anfingen, wusste ich noch nichts.<br>
Ich hatte es mir an einem Lagerfeuer gemütlich gemacht, mit einer wunderschönen
Aussicht auf die zerklüftete Landschaft und den Felssäulen, die sich mehrere
hundert Meter in die Höhe streckten. Bei den grösseren befand sich an der
Spitze jeweils ein kleines Plateau, mit seinem eigenen kleinen Ökosystem.
Hinter dieser Landschaft färbten zwei untergehende Sonnen den Himmel in ein
feuriges Rot. Hin und wieder flog eine schwarze Silhouette zwischen den Säulen
vorbei und verschwand unter dem Blätterdach des Waldes am Fusse der Felssäulen.
Diese Drachen lebten immer noch wild in der Natur, grösser und stärker als die
von den Menschen gezüchteten Drachen. Es war wahrhaftig ein fantastischer
Anblick, den man sonst nur aus Büchern kannte.<br>
Ich entspannte mich und lehnte mich zurück gegen den schlafenden <span
class=SpellE>Novax</span>, einen jungen Drachen, der mich auf meinen
Geschäftsreisen begleitete. Ich öffnete die Taschen und ging noch einmal die
Ware durch, die ich am Morgen auf dem Stadtmarkt gekauft habe. Ein paar Töpfe,
merkwürdige Bücher, exotische Pflanzen, allerlei Gewürze, Trockenfleisch, das
übliche eben. Und ein Gläschen mit einer äusserst mysteriösen schimmernden
Flüssigkeit, wobei der Verkäufer schwor, sie könne geschmackloses Essen in das
vorzüglichste Gericht verwandeln, das man je geniessen konnte. Diese Behauptung
musste sich aber erst noch beweisen.<br>
Mit diesen Waren flog ich an das andere Ende der Welt und verkaufte sie für ein
klein wenig mehr Geld. Das war mein Lebensunterhalt. Aber ich hatte noch <span
class=SpellE>Novax</span>, meinen Drachen. Das klingt zwar ungewöhnlich, aber
tatsächlich war es nichts Besonderes, einen Drachen zu besitzen, zumindest
nicht hier. Jeder hatte hier einen Drachen, um von A nach B zu gelangen.<br>
Aber ich war nicht von hier. Mit den Drachen bin ich zwar aufgewachsen, selbst
mein Vater hatte einen, der nun mein Bruder bekommen hat. Immerhin wurden diese
Tiere mehrere Hundert Jahre alt. Die zwei Sonnen am Himmel, Magie und Zauberei waren
auch nichts Ungewöhnliches für mich.<br>
Obwohl sich dieses Leben echt anfühlte, habe ich schon weitaus mehr Dinge erlebt
als die, die es nur hier gab. Da gab es beispielsweise so genannte «Autos»,
aber was war das und woher kannte ich diesen Begriff? Ich konnte mir rein gar
nichts darunter vorstellen. Wenn ich daran dachte, ist es so als versuchte ich
mich an einen lang vergangenen Traum zu erinnern, aber meine Gedanken verwirrten
sich stets und es bereitete mir unglaublich Kopfschmerzen. Darum verblasste
dieser Traum immer mehr. Aber ich war mir sicher, dass diese Erinnerungen echt waren
und nicht einfach eine Fantasie. Ein kleines Detail hatte sich nämlich in meinen
Kopf gebrannt, einen Namen. Er erschien mir glasklar und nachvollziehbar, als kannte
ich diesen Namen schon seit Ewigkeiten. Stephan.<br>
Vom Lagerfeuer war nur noch eine kleine Flamme übrig und <span class=SpellE>Novax</span>
atmete tief und gleichmässig. Ich legte mich in meinen kleinen Unterstand und
machte es mir gemütlich. Hin und wieder hörte man durch das Rascheln der Bäume einen
Drachen in der Ferne, aber die sollten keine Gefahr für mich darstellen.<br>
Manchmal fühlte ich mich wie in dieses Leben hineingeworfen. Als wären all
meine Erinnerungen aus der Kindheit gar nicht echt. Sie mussten aber echt sein,
da bin ich mir sicher.<br>
Nun war es aber an der Zeit, sich endlich etwas Ruhe zu gönnen. Ich schloss die
Augen und versuchte, meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. An das
Fliegen mit <span class=SpellE>Novax</span>, wie gut es sich immer wieder
anfühlt, die Welt aus der Luft zu sehen. An das sich selbst vorlesende Buch, das
ich vor einer Weile an einem Markt gekauft habe und an… Warte, was ist dieses
Gefühl? Da war etwas in meinem Kopf, nichts weiter als ein flüchtiger Gedanke,
der sich zwischen meine Erinnerungen geschoben hatte. Wahrscheinlich war es
nichts weiter als meine Müdigkeit, ich sollte… Da war es schon wieder! Das
Raumschiff «<span class=SpellE>Dandelion</span>»? Warum kommt mir das bekannt
vor?<br>
Ich versuchte meine Augen aufzuschlagen, aber mein Körper reagierte nicht mehr.
Es passiert schon wieder. Schnell, ich muss mir alles Wichtige einprägen, meine
gekauften Waren, meinen Standort, wo ich als nächstes hingehe, die Uhrzeit, <span
class=SpellE>Novax</span>, meine Familie, meinen Vater, Mutter, Bruder, meinen
Namen. Nicht Stephan, sondern der Name aus dieser Welt, er lautet, er lautet…</p>
<p class=MsoNormal>Alles dreht sich, ich habe jegliche Orientierung verloren.
Mein Körper fühlt sich taub an, schien mir nicht zu gehorchen, als würde er
jemanden anders gehören. Unscharfe Umrisse flitzen an meinem Blickfeld vorbei,
ich konnte nichts Klares erkennen. Aus der Ferne rief jemand etwas, aber seine
Worte kamen am Dröhnen meines Kopfes nicht vorbei.<br>
Langsam legt sich der Sturm von Schmerz und Übelkeit und ich erkennte den
Umriss einer Person über mir. Ich blinzelte, versuchte die Person vor mir zu
erkennen. Meine Ohren fingen ebenfalls allmählich wieder an zu funktionieren.<br>
«…dir gut? Alex? Bist du wach?»<br>
<span class=SpellE>Ahh</span>, ich hielt mir die Ohren zu. Es war viel zu laut.<br>
«Ja, es geht mir gut» antwortete ich und hoffte, dass die Person aufhörte zu
reden.<br>
Endlich erkannte ich das Gesicht meines Gegenübers, ein etwas älterer Mann um
die vierzig Jahre. Etwas erschrocken zuckte ich zurück. Bei der ruckartigen
Bewegung drehte sich wieder alles.<br>
«Wer bist du?» fragte ich mit dröhnendem Kopf.<br>
«Hallo, schläfst du etwa noch? Du hast mitten in der Nacht angefangen laut zu stöhnen
und zu keuchen, ich dachte du wirst von einem Dämon befallen. Hat sich sehr
schmerzhaft angehört und es war laut genug, um mich auch zu wecken.» antwortete
der Mann sichtlich genervt und legte sich wieder in sein Bett. <br>
Ich blickte mich um. Der Raum, in dem ich aufgewacht bin, bestand komplett aus
Metall. Die Betten, die Wände und Decken, auch der Tisch im Eck war ein fester
Bestandteil des Schlafzimmers. Wo bin ich hier? Das ist nicht die Welt, die ich
kenne. Aber einen Moment, von woher komme ich eigentlich?<br>
Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern. Da war dieser Traum, mit einem
Drachen namens <span class=SpellE>Novax</span>… Ja ich erinnere mich wieder.<br>
Durch die offene Tür erstreckte sich ein Korridor, ebenfalls aus Metall. Aber
eine Seite war komplett aus Glas und ich spähte genauer durch die Tür. Ein wunderschöner
Nachthimmel zog sich über die komplette Länge des Korridors und bot eine
gewaltige Aussicht auf Galaxien und Nebel in einem Meer aus unendlich Sternen.
Ich konnte es kaum fassen. Ich war auf dem Raumschiff «<span class=SpellE>Dandelion</span>».<br>
Die Realisierung traf mich wie ein Schlag und ich bekam für einen Moment fast
keine Luft. Ich erinnerte mich an alles. Mein Name war Alex, momentan auf einer
Erkundungsexpedition und auf der Suche nach wertvollen Ressourcen auf
Asteroiden. Im Auftrag unserer Weltraumagentur sollten wir mithilfe ein paar <span
class=SpellE>Miningbots</span> den ertragsreichsten Asteroiden in einem Sektor
ausfindig machen, ihn bis aufs letzte Gramm Erz ausschöpfen und anschliessend
wieder zurückkehren. Insgesamt waren wir zu viert auf diesem Schiff.<br>
Ich stand auf und ging in den Korridor hinaus. Ich bemühte mich so leise wie möglich
zu gehen, damit ich <span class=SpellE>Dilan</span>, der anscheinend wieder
eingeschlafen war, nicht nochmal aufweckte. Der metallische Boden fühlte sich
an meinen nackten Füssen warm und geschmeidig an, fast wie ein Holzboden. Das
Fenster im Korridor zog sich vom Boden bis an die Decke, man hatte das Gefühl,
man schwebe lose im Weltraum. Wie mein Geist.<br>
Was eben passiert ist, nannte ich einen «Weltenumbruch». Es geschah völlig
zufällig und ohne irgendwelche Kontrolle. Wenn ich einschlief, konnte es jederzeit
dazu kommen, dass ich an einem anderen Ort aufwachte. Besser gesagt, in einer
komplett neuen Realität, als eine andere Person in einem unterschiedlichen
Alter. Jede Realität war grundlegen unterschiedlich, in einer besass ich magische
Kräfte und in einer anderen flog ich in einem schwebenden Gefährt über eine
Milliardenstadt irgendwo auf einem fremden Planeten. Es gab keine Regeln und
Muster.<br>
Jedes Mal, wenn ich anderswo au aufwachte, fühlte sich alles wie ein Traum an,
als sei alles niemals geschehen. Aber die Erinnerungen waren da, und sie fühlen
sich echt an. Genau wie dieser Moment, wie ich aus dem Fenster in die Sterne
schaute. Ich wusste, dass dieser Moment real war und ich mich nicht in einem
Traum befand. Und dieses Gefühl hatte ich auch, nachdem ein Weltenumbruch passierte.
Das Raumschiff «<span class=SpellE>Dandelion</span>» war genau so echt und
real, wie mein Drache <span class=SpellE>Novax</span>.<br>
Es machte keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, welche Realität echt war,
weil es alle waren. Ich konnte mich nicht an jede Realität erinnern, irgendwann
verschwanden die Erinnerungen daran wie ein vergessener Traum. Nur an die
letzte konnte ich mich jeweils gut erinnern, sowie diejenigen, in die mich der
Weltenumbruch oft warf. So konnte ich mich beispielsweise immer an <span
class=SpellE>Novax</span> erinnern, egal wo ich auch war.<br>
Mein Blick fiel auf einen blauen Kometen, dessen Schweif sich Millionen von Kilometern
in die Länge zog. Einen Himmelskörper, der schon so viel gesehen hat, so eine
unglaublich lange Strecke zurückgelegt hat, dass es den Verstand eines Menschen
bei weitem übersteigt. <br>
Wie viel habe ich schon gelebt? In wie vielen Realitäten war ich schon? Noch
nie bin ich aufgewacht und wusste es. Dass ich von hier kam, dass das hier mein
echtes Ich war. Oder gibt das gar nicht? Befindet sich mein Verstand auf einer
endlosen Reise ohne Start und Ziel? Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an
den der Geist doch zerbricht. So viele Fragen und niemand war hier, um sie mir
zu beantworten.<br>
Ich löste mich von dem galaktischen Schauspiel und ging in den
Gemeinschaftsraum. Das war es wohl mit dem Schlaf. Als ich in den Raum eintrat,
beleuchtete der Bordcomputer den Raum und ein paar Tische tauchten auf. Es war
noch viel zu früh, um jemand aus meiner Crew anzutreffen und da ich die Zeit
nicht damit verbringen wollte, einfach nur rumzusitzen, ging ich in den Hangar,
wo ein kleiner Raumflitzer geparkt war. Damit scannten wir jeweils die
Asteroiden, nachdem sie von einer unbemannten Drohne vorinspiziert und als
potenziell gewinnerbringend eingestuft wurde. Das menschliche Auge <span
class=GramE>war letztendlich</span> immer noch besser als eine Drohne. Und
diese Asteroiden zu inspizieren war genau meine Aufgabe. Die Maschine war nicht
sonderlich gross, es hatte nur Platz für eine Person.<br>
Mit einem Knopfdruck öffnete sich das Cockpit mit einem lauten Zischen und ich
hüpfte hinein. Um das Raumschiff zu starten war eine Reihe an Knöpfe Drücken
und Schalter <span class=SpellE>Umlegen</span> notwendig, aber diese Bewegungen
hatten sich schon lange in mein Gedächtnis gebrannt. Nach ein paar Minuten
fauchten die Triebwerke und brachte das Metall zum Glühen. Das Hangar Tor
öffnete sich träge, begleitet von einem lauten Rattern, das bis in das Cockpit
zu spüren war. Als es so weit war, beschleunigte ich den Flitzer und meinen
Körper wurde in Sitz gedrückt. Rasant gewann ich an Tempo und die «<span
class=SpellE>Dandelion</span>» verkleinerte sich hinter mir, die schwerelos im
Raum schwebte.<br>
Ich gab die Koordinaten eines Asteroiden ein, die eine Drohne als würdig erachtete,
um von einem Menschen betratet zu werden und wartete, als der Computer die
Route berechnete.<br>
Ich betrachtete gerade die eingehenden Daten der Drohne, als mich ein plötzlicher
Schwindelanfall überkam. Ich musste einen Brechreiz unterdrücken. Was war das?
Ich erholte mich, als bereits der nächste kam, viel stärker als vorhin und
diesmal schien er nicht aufzuhören. Ist das bereits der nächste Weltenumbruch?
Das kann nicht sein, es vergehen normalerweis Monate bis… Und dann spürte ich,
wie mein Geist diesen Körper verliess, wie alles um mich herum sich auflöste
und ich davonschwebte, in eine andere Realität.</p>
<p class=MsoNormal>Ich merkte, wie sich der Sturm um mich langsam legte, als
sich mein Geist sich in einer neuen Realität einnistete. Das Gefühl meines
neuen Körpers kehrte allmählich zurück und ich konnte meine Umgebung erkennen.<br>
Ich lag im Bett, starrte gegen die Decke. Als ich den Kopf drehen wollte, um
mehr zu erkennen, geschah… nichts. Ich konnte meinen Kopf nicht bewegen. Ich
wollte meine Beine und Arme bewegen aber nichts geschah. Mein Körper war taub
auf meine Befehle, ich konnte nichts machen! Was ist hier los, wo bin ich? Mein
Puls erhöhte sich, die Panik überwältigte mich. Ich kann mich nicht bewegen.<br>
Genau in diesem Moment hörte ich, wie eine Tür aufging und jemand hineinkam,
aber ich konnte nicht erkennen wer. Ich hörte näherkommende Schritte und nun
beugte sich die Person über meinen Kopf in mein Blickfeld. Eine leichte
verwunderte Krankenschwester blickte mich an. Ich konnte sie nicht genau
erkennen, meine Augen wollten sich nicht fokussieren. Reflexartig wollte ich
ihren Arm greifen, sie fragen, was hier vorgeht. Ich wollte den Mund öffnen,
schreien, wild mit den Beinen zappeln, aufstehen und wegrennen. Aber mein
Körper lag einfach nur da, taub auf all meine Signale, die einfach ins Nichts
verschwanden.<br>
«Dein Puls ist etwas erhöht» bemerkte die Krankenschwester. «Ich werde nun
deinen täglichen Blutverdünner verabreichen, Stephan»<br>
Nein… Nein, nein, nein! Das darf nicht sein. Das ist es, das bin ich. Ich! Ich
bin Stephan! Und dann kamen all die Erinnerungen an mein Leben, meine Familie,
meine Freunde und all die gemeinsamen Erinnerungen. Mein echtes Leben. Der
Unfall.<br>
Ich war mit dem Fahrrad zur Universität unterwegs, ein Morgen wie jeder andere.
Ein kurzer Stopp bei der Bäckerei, die Überquerung der Brücke. Und dann kam das
Auto. Das Auto, dessen Rückspiegel mich streifte und aus dem Gleichgewicht
brachte. Ich stürzte und schlug mit dem Kopf auf dem Randstein auf. Seitdem befand
ich mich in diesem Zustand. Mein Geist lebte in einer lebenden Leiche. Unfähig,
zu sprechen, sich zu verständigen.<br>
Die Krankenschwester pikste mich mit einer Spritze und ein plötzlicher Schmerz
schoss durch meinen Körper. Ich wollte zucken, aber mein Körper lag regungslos
da.<br>
Ich war kein lebendes Wesen mehr. Wie auch, wenn niemand meine Gedanken hört
und weiss, was ich brauche. Wenn ich niemanden meine Sorgen erzählen kann und
mich tröstet. Wie kann ich mich so als Mensch bezeichnen?<br>
Ich will hier weg! Raus aus diesem Alptraum, so will ich nicht leben. Meine
Gedanken wirbelten und wandten sich, versuchten dieser Realität zu entkommen.
Das bin nicht ich, <span class=GramE>das</span> hier ist alles nicht echt! Ich
versuchte mich von dieser Realität loszureissen, wie ein Kind, das sich von dem
Griff eines unheimlichen Man befreien wollte. All die wiederkehrende
Erinnerungen schlug ich ins hinterste Eckchen meines Verstandes, vergrub es,
verbrannte es, sodass sie nie mehr zurückkehrten.<br>
Mein Verstand löste sich, schwebte weg in die Dunkelheit. Ich sah, wie sich
mein Blickfeld zusammenzog und in die Ferne schoss, wie ich alles Gesehene
ausstiess. Und dann spürte ich wieder den warmen Trost der Leere, dort wo die
Panik gewesen war. Sie war weg, machte Platz für etwas anderes, für neue Welten,
besser als diese Realität, die ich so weit wie möglich wegwarf.<br>
Als der der Name Stephan langsam wieder an Bedeutung verlor, hörte ich die
Krankenschwester aus der Ferne fragen: «<span class=SpellE>Weinst</span> du?»
Aber ich war schon zu weit weg, um den Gehalt dieser Worte zu verstehen. Auf
mich wartet etwas viel Grösseres, viel Schöneres, das noch nie jemand erfahren
durfte. Und so liess ich mich von dem Wirbelsturm an Emotionen und Gedanken in
die Ferne tragen, so weit weg wie möglich.</p>
<p class=MsoNormal>Ich hockte auf einem Baum und legte meine Flügel zurecht.
Die untergehende Sonne warf ihr letztes Licht des Tages auf die Oberfläche.
Dies war ein besonderer Ort, mit unglaublich viel Energie und Wunder. Die
letzten Fetzen an Stephans Welt werden bald verloren gegangen sein. Das ist
mein neues Leben, meine neue Realität. So vieles werde ich erleben, werde neu
Welten und Wunder entdecken während meiner unendlicher Reise durch unendlich
Realitäten. Das hier ist echt.<br>
Ich breitete meine Flügel aus, sie glühten und erhellten die Umgebung mit einem
schwachen warmen Licht. Ein Flügelschlag, kleine Glutstücke wirbelten umher und
dann war ich in der Luft. Mit einem Gefühl der Freiheit flog ich zur
rotglühenden Sonne.</p>
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<title>Das Traumschloss</title>
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<a href="../index.html">
<div class="zurueck">
<p>Zurück</p>
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<main>
<h2>Das Traumschloss</h2>
<p class=MsoNormal>Die Nacht war so dunkel wie der Rabe schwarz ist. Der Mond
schien hell durch die dünne Wolkenschicht und beleuchtete damit ein bewaldetes
Tal. Die dahinterstehenden Berge waren schwach an den Umrissen zu erkennen. Das
kleine Tal könnte tagsüber sicherlich einladend gewesen sein, doch heute Nacht hatte
es etwas sehr Bedrohliches an sich. Ein Nebelfilm legte sich über das gesamte
Tal und wer weiss, was sich dort alles tummelte.</p>
<p class=MsoNormal>Ich fühlte mich nicht sehr wohl als ich einen bepflasterten
Weg an einem Berghang folgte. Dabei begleitete mich das gewaltige Panorama des
Tales.</p>
<p class=MsoNormal>Nach kurzer Zeit erreichte ich es: ein riesiges Schloss. Es
befanden sich unmittelbar vor einem felsigen Abhang und erstreckt sich in den
Wald hinein. Es war nicht zu erkennen, wie lang diese Gebäude war, da das Ende
nicht zu erkennen war. Die Fassade des Gebäudes war genauso schwarz wie die
Umliegende Natur. Es fügte sich perfekt in ihre Umgebung ein, war sogar für das
unachtsame Auge nicht auszumachen. Nur ein paar vereinzelte beleuchtete Fenster
verrieten, dass an dieser Stelle ein gigantisches Gebäude auf mich wartete.</p>
<p class=MsoNormal>Irgendwie schien diese Gebäude schon Ewigkeiten an diesem
Ort zu existieren. Eine merkwürdige Aura umgab das Schloss, es erweckte den
Eindruck, als ob es einen eigenen Willen hätte. Eine kleine edle Treppe führte
zur Eingangstüre. Die Ecken bildeten zwei enorme Türme, die bis in die
Wolkendecke ragten, genau so schwarz wie der Nachthimmel. Beide Türme waren
gespickt mit unzähligen steinernen Figuren, die das Tal beobachteten. Die Türe
war, wie alles hier, auch übergross.</p>
<p class=MsoNormal>Ich hörte Festgeräusche im Inneren. Beim Eintreten
überflutete mich eine Welle von Licht. Ein schöner Eingangsbereich begrüsste
mich, eine Treppe mit einem roten Teppich führte zu einer zweiten, normaleren
Tür, die zum Fest zu führen schien. Der Raum war grosszügig verziert und
überall an den Wänden hingen Portraits von irgendwelchen Adligen und hier und
da standen Stühle und Tische, Vasen in Ecken und in einem Kaminfeuer brannte
wollig ein kleines Feuer. Es war ein sehr gepflegter Raum, und doch war noch niemand
hier.</p>
<p class=MsoNormal>Ich trat nun ein und hielt auf die Tür vor uns zu. Sie war
nicht abgeschlossen und wir öffneten sie. Wie erwartet, fand hier ein Fest
statt. Ein <span class=SpellE>Meer</span> an Meschen, dicht aneinandergedrängt
erfüllte die Luft mit ihrem Geschwätz. Man konnte einzelne Gesprächsfetzen
erkennen, die aber sogleich wieder im Lärm verschwand. Unterstrichen wurde das
monotone Gesprächsgemisch von klassischer Musik, die von überall her zu kommen
schien. Das andere Ende des Saales war fast nicht zu erkennen, aber dort befand
sich auf jeden Fall eine weitere Türe. </p>
<p class=MsoNormal>Ein goldener Kronleuchter hängte mitten im Saal. Mit seinem
geschwungenen Design sah er fast lebendig aus. Als ich den Ketten, an dem er
hängte mit den Augen folgte, verlor ich sie in einer endlos hohen Decke. Die
Decke war so hoch, dass sich sogar schon Wolken im Inneren des Gebäudes
gebildet hatten. An den Wänden hängten wie schon im Vorraum Bilder. Je höher
die Wand wurde, desto kurioser wurden auch die Bilder und Figuren, die darin
dargestellt gewesen sind, bis sie nicht mehr zu erkennen waren. Wer weiss, was
für Bilder in dieser unendlichen Höhe noch hängen mögen. Der Saal war für seine
Grösse aber trotzdem prall gefüllt und die Gäste tanzten und redeten
miteinander. Sie waren alle festlich gekleidet.</p>
<p class=MsoNormal>Auf dem Weg zur anderen Türe beachteten sie mich nicht,
obwohl man mir anmerkte, dass ich nicht in so ein Fest gehörte. Sie machten mir
zwar Platz, wenn ich mich zwischen sie hindurchzwängte, doch niemand blickte mir
in die Augen oder nahm Notiz von mir. Einmal gesehen, waren wir anscheinend schon
wieder aus ihrem Gedächtnis gelöscht und sie widmeten sich wieder ihren
persönlichen Angelegenheiten.</p>
<p class=MsoNormal>Nach kurzer Zeit habe ich die Tür an der anderen Seite
erreicht. Doch diese war anders. Sie war in einem bogenartigen Gewölbe
eingelassen und hatte eine normale Grösse. Ausserdem war sie mit einem blutigen
Rot gestrichen. In der Mitte der Türe befand sich ein Schlüsselloch. Nach einem
kurzen Versuch, die Tür zu öffnen, machten ich mich auf die Suche nach dem
Schlüssel. Er muss irgendwo in diesem Raum sein.</p>
<p class=MsoNormal>Auf der Suche stiess ich auf eine Reihe Miniatur-Häuschen.
Sie waren alle einzigartig und jedes Einzelne wurde sehr sorgfältig
angefertigt. Sogar die Innenausstattung fehlte nicht. Es hätten kleine Menschen
darin Leben können. </p>
<p class=MsoNormal>Nach kurzer Bewunderung des kleinen Handwerks, liess ich es
hinter mir, als gleich nochmals etwas Unglaubliches meinen Blick einfing. In
einer Nische, die in der Wand eingelassen war, stand ein uralter Baum. Seine
Baumkrone reichte fast ein Viertel in den Saal hinein, was doch eine
beträchtliche Distanz war.</p>
<p class=MsoNormal>Meine Suche nach dem Schlüssel ging weiter. Ich wusste
nicht, wie lange und wo ich überall gesucht hatte, doch nach einem Blick in so
ein Miniatur-Häuschen fiel mir etwas Eigenartiges auf: Anstelle von den sonst üblichen
kleinen Möbeln stand in einem der Modelle zwei grössere Schachfiguren. Könnten
das die gesuchten Schlüssel sein? Eines der Figuren war eine Dame, deren Holz
dunkel und schön lackiert war. Die zweite Figur war ein Läufer, eher kleiner und
heller. Beide waren schlicht gefertigt, aber jede Rundung und jede Einkerbung
im Holz war sorgfältig verarbeitet worden.</p>
<p class=MsoNormal>Ich öffnete das Fenster und nahm die Figuren heraus. Sie
waren etwas grösser als gedacht, sie füllten fast meine ganze Hand aus. Es war
nun an der Zeit, die blutrote Tür zu öffnen.</p>
<p class=MsoNormal>Ich zwängte mich wieder durch die Gäste, die immer noch wie
Attrappen umherliefen. An der Tür angekommen steckte ich den Schlüssel in das
Schloss. Er passte perfekt.</p>
<p class=MsoNormal>In der Türe wurde ein komplizierter Mechanismus in Gang
gesetzt. Es stellte sich heraus, dass die ganze Tür aus Zahnrädern und Kolben
bestand, die sich nun in der Tür umherbewegten, begleitet von einem wirren
Geräusch der arbeitenden Komponenten. Nach kurzer Zeit endete der Vorgang und
die Kolben kamen zum Stillstand und das Rattern verstummte.</p>
<p class=MsoNormal>Einige Gäste warfen einen flüchtigen Blick auf mich, gingen
dann aber schnell wieder weiter. Ihre Blicke waren von Misstrauen erfüllt. Ich
bekam das Gefühl, dass diese Leute, oder besser gesagt, dieses ganze Gebäude, mich
nicht gehen lassen will. Das war alles wie ein Spiel. Es lief mir kalte den
Rücken hinunter, als ich diese Blicke bemerkte.</p>
<p class=MsoNormal>Ein Versuch, die Tür aufzudrücken, scheiterte. Sie rührte
sich keinen Millimeter. Der zweite Schlüssel musste wohl auch verwendet werden.
Ich wollte ihn gerade hervorholen, doch er war nicht mehr bei mir. Wo ist er? Ich suchte verzweifelt in der
näheren Umgebung. Und dann sah ich ihn. Er lag direkt vor den Füssen einer
Frau, die allein am Tisch sass und ihren Tee trank. Die Blicke der Gäste
häuften sich immer mehr. Obwohl ich mich nicht merkwürdig verhielt, machte ich
scheinbar etwas, was den Gästen ganz und gar nicht passte. Grosses Unbehagen
überkam mich. Wenn ich nun den zweiten Schlüssel direkt vor einem solchen Wesen
wegschnappe, könnte die ganze Lage eskalieren. Aber ich hatte keine andere
Wahl.</p>
<p class=MsoNormal>Ich ging langsam zur Frau. Unterwegs trafen mich immer
wieder diese flüchtigen Blicke der Gäste. Ich stand nun direkt vor der Frau.
Als ich mich gerade bücken wollte, hob sie selbst die Schachfigur auf. Es war
die Dame. Die Frau betrachtete die Figur sehr eindringlich, und dann reichte
sie sie mir mit den Worten: „Du hast nicht mehr viel Zeit...“</p>
<p class=MsoNormal>Ohne viel zu hinterfragen, eilte ich wieder zur Tür. Die
Gäste wurden immer unruhiger. Einige blickten mir schon nach oder rümpften die
Nasen. Endlich an der Tür, steckte ich den Schlüssel in das Schloss, zögerte
dann aber. Was passiert, wenn ich nun die Tür öffne? Auf jeden Fall nichts Gutes.
Dieses Schloss lässt mich nicht einfach so gehen. Sie wird mich irgendwie
aufhalten wollen.</p>
<p class=MsoNormal>Ich drehte die Schachfigur langsam, bis es leise klickte.
Dabei spürte ich deutlich, wie der Schlüssel seine Arbeit tat. Der Mechanismus
setzte fort, die Kolben und Zahnräder drehten weiter, bewegten sich. Es war
wahrlich ein schöner Anblick, wie jedes Glied dieser Türe zusammenarbeitete und
alles funktionierte. Wieder verging ein bisschen Zeit, bis der Vorgang mit
einem lauten Einrasten eines Kolbens beendet wurde. Der Knall breitete sich im
ganzen Saal aus, wurde von den Wänden wieder reflektiert und ging bis in das
unendliche der Decke. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der Nachhall
verklungen war, und dann war es still im Saal. Totenstill. Jeder im Saal blieb
wie angewurzelt stehen und durchbohrte mich mit ihren ausdruckslosen Blicken
wie Schwerter. Niemand rührte sich. Ich muss hier raus!</p>
<p class=MsoNormal>Ich zog die Figur schnell wieder aus dem Schloss und stiess
die Tür in der Mitte auf. Dahinter war ein kleiner Raum, ähnlich wie der am
Eingang. Doch das kümmerte mich wenig. Ich rannte nun los. Die Treppe hinab und
den Gang entlang. Ich rannte an unzähligen Bildern, Tische und Stühle vorbei.
Wenn hier nicht alles so verrückt wäre, könnte es sich hier gut leben lassen.
Ich blickte zurück und sah die Gäste aus dem Saal direkt hinter mir, aber sie
rannten nicht, sie liefen nur ganz normal und doch blieben sie mir dicht auf
den Fersen. Ihre Gesichter waren genauso ausdruckslos wie vorher, wie Puppen,
die bloss an Fäden gezogen werden.</p>
<p class=MsoNormal>Es kam eine neue Tür. Dieses Mal ein grüne mit demselben
Schlüsselloch in der Mitte wie die rote gehabt hatte. Wahllos steckte ich eine
der beiden Schachfiguren in das Schlüsselloch und drehte ihn. Es klickte und
ein Mechanismus setzte ein. Es war aber ein wesentlich Kürzerer. Ich stiess sie
wieder auf und rannte weiter, ohne einen Blick nach hinten zu werfen.</p>
<p class=MsoNormal>Weiter vorne erkannte ich ein Ausgang. Ich gelangte in einen
Innenhof des Schlosses. Es war immer noch Nacht und der Mond beleuchtete
schwach die Berge am Horizont. Im Innenhof wuchsen zwei riesige Bäume. Sie
waren schneeweiss und schienen die ganze Umgebung zu beleuchten. Wer weiss wie
lange die hier schon stehen. Eine Mauer schloss den ganzen Innenhof ein.</p>
<p class=MsoNormal>Ich rannte unter den Bäumen hindurch, zum anderen Ende des
Hofes. Dort erwartete mich wieder zwei weiter Türen. Beide Schlüssel passten
auf jeden Fall in einen von beiden. Ich blickte nochmal zurück und stellte
erleichtert fest, dass wir etwas Vorsprung zu den Verfolgern gewonnen haben.<br>
Ich rannte geradewegs zur linken Tür in der Mauer. Ich zog die Schachfigur
hervor und betrachtete sie nochmals für einen kurzen Augenblick: eine schwarze
Dame.</p>
<p class=MsoNormal>Ich steckte sie in das Schloss. Doch ehe ich sie umdrehen
konnte, griffen kleine eiserne Zangen, die aus der Tür hervorkamen, nach dem
Schlüssel und zogen ihn anschliessend in das Schloss hinein. Die Tür öffnete
sich und gab den Weg frei. Ich blickte zurück und sah die ferngesteuerten Gäste
auf uns zukommen.</p>
<p class=MsoNormal>Durch die offene Tür rannte ich hinaus, und ich gelangte auf
einen gleichen bepflasterten Weg wie der, auf dem wir angekommen sind. Am
Waldrand blieb ich stehen, irgendetwas stimmt nicht. Ich drehte mich um und sah
die offene Tür. Dahinter das riesige in Nebel gehüllte Schloss, das von der
Nacht verschluckt wurde. Sind die anderen auch entkommen? Vor der offenen Tür
standen die Leute vom Festsaal und starrten mich an. Sie schienen nicht einmal
zu blinzeln. Aber wenigstens verfolgten Sie mir nicht mehr. Was sind das für Wesen?
Ich blieb noch für kurze Zeit stehen und drehte mich dann wieder dem dunklen
Wald entgegen.</p>
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<title>Kurzgeschichten von Fabio</title>
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<header class="index">
<h1></h1>
</a>
</header>
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<section>
<!--<h2>Meine Kurzgeschichten-Sammlung</h2>
<p>
Sitzst du im Zug, bist gestresst oder ist dir langweilig? Dann entkomme der Wirklichkeit für eine kurze Zeit mit einer kleinen Geschichte.
Hier veröffentliche ich meine persönliche Sammlung selbst geschriebener Kurzgeschichten.
Kurz, aber trotzdem kannst du in eine völlig neue Welt eintauchen. Futuristischer Sci-Fi, kleine Gedankenexperimente oder mysteriöse Fantasiewelten.
Suche eine Geschichte heraus und leg los. Viel spass beim Lesen.
</p>-->
</section>
<section>
<h2>Geschichten</h2>
<p class="storyMadeYear">2024</p>
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<div class="storyLink" id="einGanzesUniversum">
<p>Ein Ganzes Universum</p>
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<p class="storyMadeYear">2023</p>
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<p>Das Signal</p>
</div>
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</div>
<p class="storyMadeYear">2022</p>
<div class="linkBox">
<a href="geschichten/traeumeUDrachen.html">
<div class="storyLink" id="TraeumeDrachen">
<p>Von Träumen und Drachen</p>
</div>
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<p class="storyMadeYear">2021</p>
<div class="linkBox">
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<div class="storyLink" id="sunsetDue">
<p>Sunset DUE</p>
</div>
</a>
</div>
<p class="storyMadeYear">2019</p>
<div class="linkBox">
<a href="geschichten/schwarzImSchnee.html">
<div class="storyLink" id="schwarzImSchnee">
<p>Schwarz im Schnee</p>
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<p class="storyMadeYear">2018</p>
<div class="linkBox">
<a href="geschichten/traumschloss.html">
<div class="storyLink" id="traumschloss">
<p>Das Traumschloss</p>
</div>
</a>
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<a href="geschichten/totesLeben.html">
<div class="storyLink" id="totesLeben">
<p>Totes Leben</p>
</div>
</a>
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<a href="geschichten/leben.html">
<div class="storyLink" id="leben">
<p>Ein wirklich langweiliges Leben</p>
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<p>Meine e-Mail: <a href="mailto:fabio.geisser@gmail.com">fabio.geisser@gmail.com</a></p>
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