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2024-06-22 16:13:30 +02:00

258 lines
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<title>Von Träumen und Drachen</title>
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<p>Zurück</p>
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<main>
<h2>Von Träumen und Drachen</h2>
<p class=MsoNormal>Als die Träume anfingen, wusste ich noch nichts.<br>
Ich hatte es mir an einem Lagerfeuer gemütlich gemacht, mit einer wunderschönen
Aussicht auf die zerklüftete Landschaft und den Felssäulen, die sich mehrere
hundert Meter in die Höhe streckten. Bei den grösseren befand sich an der
Spitze jeweils ein kleines Plateau, mit seinem eigenen kleinen Ökosystem.
Hinter dieser Landschaft färbten zwei untergehende Sonnen den Himmel in ein
feuriges Rot. Hin und wieder flog eine schwarze Silhouette zwischen den Säulen
vorbei und verschwand unter dem Blätterdach des Waldes am Fusse der Felssäulen.
Diese Drachen lebten immer noch wild in der Natur, grösser und stärker als die
von den Menschen gezüchteten Drachen. Es war wahrhaftig ein fantastischer
Anblick, den man sonst nur aus Büchern kannte.<br>
Ich entspannte mich und lehnte mich zurück gegen den schlafenden <span
class=SpellE>Novax</span>, einen jungen Drachen, der mich auf meinen
Geschäftsreisen begleitete. Ich öffnete die Taschen und ging noch einmal die
Ware durch, die ich am Morgen auf dem Stadtmarkt gekauft habe. Ein paar Töpfe,
merkwürdige Bücher, exotische Pflanzen, allerlei Gewürze, Trockenfleisch, das
übliche eben. Und ein Gläschen mit einer äusserst mysteriösen schimmernden
Flüssigkeit, wobei der Verkäufer schwor, sie könne geschmackloses Essen in das
vorzüglichste Gericht verwandeln, das man je geniessen konnte. Diese Behauptung
musste sich aber erst noch beweisen.<br>
Mit diesen Waren flog ich an das andere Ende der Welt und verkaufte sie für ein
klein wenig mehr Geld. Das war mein Lebensunterhalt. Aber ich hatte noch <span
class=SpellE>Novax</span>, meinen Drachen. Das klingt zwar ungewöhnlich, aber
tatsächlich war es nichts Besonderes, einen Drachen zu besitzen, zumindest
nicht hier. Jeder hatte hier einen Drachen, um von A nach B zu gelangen.<br>
Aber ich war nicht von hier. Mit den Drachen bin ich zwar aufgewachsen, selbst
mein Vater hatte einen, der nun mein Bruder bekommen hat. Immerhin wurden diese
Tiere mehrere Hundert Jahre alt. Die zwei Sonnen am Himmel, Magie und Zauberei waren
auch nichts Ungewöhnliches für mich.<br>
Obwohl sich dieses Leben echt anfühlte, habe ich schon weitaus mehr Dinge erlebt
als die, die es nur hier gab. Da gab es beispielsweise so genannte «Autos»,
aber was war das und woher kannte ich diesen Begriff? Ich konnte mir rein gar
nichts darunter vorstellen. Wenn ich daran dachte, ist es so als versuchte ich
mich an einen lang vergangenen Traum zu erinnern, aber meine Gedanken verwirrten
sich stets und es bereitete mir unglaublich Kopfschmerzen. Darum verblasste
dieser Traum immer mehr. Aber ich war mir sicher, dass diese Erinnerungen echt waren
und nicht einfach eine Fantasie. Ein kleines Detail hatte sich nämlich in meinen
Kopf gebrannt, einen Namen. Er erschien mir glasklar und nachvollziehbar, als kannte
ich diesen Namen schon seit Ewigkeiten. Stephan.<br>
Vom Lagerfeuer war nur noch eine kleine Flamme übrig und <span class=SpellE>Novax</span>
atmete tief und gleichmässig. Ich legte mich in meinen kleinen Unterstand und
machte es mir gemütlich. Hin und wieder hörte man durch das Rascheln der Bäume einen
Drachen in der Ferne, aber die sollten keine Gefahr für mich darstellen.<br>
Manchmal fühlte ich mich wie in dieses Leben hineingeworfen. Als wären all
meine Erinnerungen aus der Kindheit gar nicht echt. Sie mussten aber echt sein,
da bin ich mir sicher.<br>
Nun war es aber an der Zeit, sich endlich etwas Ruhe zu gönnen. Ich schloss die
Augen und versuchte, meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. An das
Fliegen mit <span class=SpellE>Novax</span>, wie gut es sich immer wieder
anfühlt, die Welt aus der Luft zu sehen. An das sich selbst vorlesende Buch, das
ich vor einer Weile an einem Markt gekauft habe und an… Warte, was ist dieses
Gefühl? Da war etwas in meinem Kopf, nichts weiter als ein flüchtiger Gedanke,
der sich zwischen meine Erinnerungen geschoben hatte. Wahrscheinlich war es
nichts weiter als meine Müdigkeit, ich sollte… Da war es schon wieder! Das
Raumschiff «<span class=SpellE>Dandelion</span>»? Warum kommt mir das bekannt
vor?<br>
Ich versuchte meine Augen aufzuschlagen, aber mein Körper reagierte nicht mehr.
Es passiert schon wieder. Schnell, ich muss mir alles Wichtige einprägen, meine
gekauften Waren, meinen Standort, wo ich als nächstes hingehe, die Uhrzeit, <span
class=SpellE>Novax</span>, meine Familie, meinen Vater, Mutter, Bruder, meinen
Namen. Nicht Stephan, sondern der Name aus dieser Welt, er lautet, er lautet…</p>
<p class=MsoNormal>Alles dreht sich, ich habe jegliche Orientierung verloren.
Mein Körper fühlt sich taub an, schien mir nicht zu gehorchen, als würde er
jemanden anders gehören. Unscharfe Umrisse flitzen an meinem Blickfeld vorbei,
ich konnte nichts Klares erkennen. Aus der Ferne rief jemand etwas, aber seine
Worte kamen am Dröhnen meines Kopfes nicht vorbei.<br>
Langsam legt sich der Sturm von Schmerz und Übelkeit und ich erkennte den
Umriss einer Person über mir. Ich blinzelte, versuchte die Person vor mir zu
erkennen. Meine Ohren fingen ebenfalls allmählich wieder an zu funktionieren.<br>
«…dir gut? Alex? Bist du wach?»<br>
<span class=SpellE>Ahh</span>, ich hielt mir die Ohren zu. Es war viel zu laut.<br>
«Ja, es geht mir gut» antwortete ich und hoffte, dass die Person aufhörte zu
reden.<br>
Endlich erkannte ich das Gesicht meines Gegenübers, ein etwas älterer Mann um
die vierzig Jahre. Etwas erschrocken zuckte ich zurück. Bei der ruckartigen
Bewegung drehte sich wieder alles.<br>
«Wer bist du?» fragte ich mit dröhnendem Kopf.<br>
«Hallo, schläfst du etwa noch? Du hast mitten in der Nacht angefangen laut zu stöhnen
und zu keuchen, ich dachte du wirst von einem Dämon befallen. Hat sich sehr
schmerzhaft angehört und es war laut genug, um mich auch zu wecken.» antwortete
der Mann sichtlich genervt und legte sich wieder in sein Bett. <br>
Ich blickte mich um. Der Raum, in dem ich aufgewacht bin, bestand komplett aus
Metall. Die Betten, die Wände und Decken, auch der Tisch im Eck war ein fester
Bestandteil des Schlafzimmers. Wo bin ich hier? Das ist nicht die Welt, die ich
kenne. Aber einen Moment, von woher komme ich eigentlich?<br>
Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern. Da war dieser Traum, mit einem
Drachen namens <span class=SpellE>Novax</span>… Ja ich erinnere mich wieder.<br>
Durch die offene Tür erstreckte sich ein Korridor, ebenfalls aus Metall. Aber
eine Seite war komplett aus Glas und ich spähte genauer durch die Tür. Ein wunderschöner
Nachthimmel zog sich über die komplette Länge des Korridors und bot eine
gewaltige Aussicht auf Galaxien und Nebel in einem Meer aus unendlich Sternen.
Ich konnte es kaum fassen. Ich war auf dem Raumschiff «<span class=SpellE>Dandelion</span>».<br>
Die Realisierung traf mich wie ein Schlag und ich bekam für einen Moment fast
keine Luft. Ich erinnerte mich an alles. Mein Name war Alex, momentan auf einer
Erkundungsexpedition und auf der Suche nach wertvollen Ressourcen auf
Asteroiden. Im Auftrag unserer Weltraumagentur sollten wir mithilfe ein paar <span
class=SpellE>Miningbots</span> den ertragsreichsten Asteroiden in einem Sektor
ausfindig machen, ihn bis aufs letzte Gramm Erz ausschöpfen und anschliessend
wieder zurückkehren. Insgesamt waren wir zu viert auf diesem Schiff.<br>
Ich stand auf und ging in den Korridor hinaus. Ich bemühte mich so leise wie möglich
zu gehen, damit ich <span class=SpellE>Dilan</span>, der anscheinend wieder
eingeschlafen war, nicht nochmal aufweckte. Der metallische Boden fühlte sich
an meinen nackten Füssen warm und geschmeidig an, fast wie ein Holzboden. Das
Fenster im Korridor zog sich vom Boden bis an die Decke, man hatte das Gefühl,
man schwebe lose im Weltraum. Wie mein Geist.<br>
Was eben passiert ist, nannte ich einen «Weltenumbruch». Es geschah völlig
zufällig und ohne irgendwelche Kontrolle. Wenn ich einschlief, konnte es jederzeit
dazu kommen, dass ich an einem anderen Ort aufwachte. Besser gesagt, in einer
komplett neuen Realität, als eine andere Person in einem unterschiedlichen
Alter. Jede Realität war grundlegen unterschiedlich, in einer besass ich magische
Kräfte und in einer anderen flog ich in einem schwebenden Gefährt über eine
Milliardenstadt irgendwo auf einem fremden Planeten. Es gab keine Regeln und
Muster.<br>
Jedes Mal, wenn ich anderswo au aufwachte, fühlte sich alles wie ein Traum an,
als sei alles niemals geschehen. Aber die Erinnerungen waren da, und sie fühlen
sich echt an. Genau wie dieser Moment, wie ich aus dem Fenster in die Sterne
schaute. Ich wusste, dass dieser Moment real war und ich mich nicht in einem
Traum befand. Und dieses Gefühl hatte ich auch, nachdem ein Weltenumbruch passierte.
Das Raumschiff «<span class=SpellE>Dandelion</span>» war genau so echt und
real, wie mein Drache <span class=SpellE>Novax</span>.<br>
Es machte keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, welche Realität echt war,
weil es alle waren. Ich konnte mich nicht an jede Realität erinnern, irgendwann
verschwanden die Erinnerungen daran wie ein vergessener Traum. Nur an die
letzte konnte ich mich jeweils gut erinnern, sowie diejenigen, in die mich der
Weltenumbruch oft warf. So konnte ich mich beispielsweise immer an <span
class=SpellE>Novax</span> erinnern, egal wo ich auch war.<br>
Mein Blick fiel auf einen blauen Kometen, dessen Schweif sich Millionen von Kilometern
in die Länge zog. Einen Himmelskörper, der schon so viel gesehen hat, so eine
unglaublich lange Strecke zurückgelegt hat, dass es den Verstand eines Menschen
bei weitem übersteigt. <br>
Wie viel habe ich schon gelebt? In wie vielen Realitäten war ich schon? Noch
nie bin ich aufgewacht und wusste es. Dass ich von hier kam, dass das hier mein
echtes Ich war. Oder gibt das gar nicht? Befindet sich mein Verstand auf einer
endlosen Reise ohne Start und Ziel? Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an
den der Geist doch zerbricht. So viele Fragen und niemand war hier, um sie mir
zu beantworten.<br>
Ich löste mich von dem galaktischen Schauspiel und ging in den
Gemeinschaftsraum. Das war es wohl mit dem Schlaf. Als ich in den Raum eintrat,
beleuchtete der Bordcomputer den Raum und ein paar Tische tauchten auf. Es war
noch viel zu früh, um jemand aus meiner Crew anzutreffen und da ich die Zeit
nicht damit verbringen wollte, einfach nur rumzusitzen, ging ich in den Hangar,
wo ein kleiner Raumflitzer geparkt war. Damit scannten wir jeweils die
Asteroiden, nachdem sie von einer unbemannten Drohne vorinspiziert und als
potenziell gewinnerbringend eingestuft wurde. Das menschliche Auge <span
class=GramE>war letztendlich</span> immer noch besser als eine Drohne. Und
diese Asteroiden zu inspizieren war genau meine Aufgabe. Die Maschine war nicht
sonderlich gross, es hatte nur Platz für eine Person.<br>
Mit einem Knopfdruck öffnete sich das Cockpit mit einem lauten Zischen und ich
hüpfte hinein. Um das Raumschiff zu starten war eine Reihe an Knöpfe Drücken
und Schalter <span class=SpellE>Umlegen</span> notwendig, aber diese Bewegungen
hatten sich schon lange in mein Gedächtnis gebrannt. Nach ein paar Minuten
fauchten die Triebwerke und brachte das Metall zum Glühen. Das Hangar Tor
öffnete sich träge, begleitet von einem lauten Rattern, das bis in das Cockpit
zu spüren war. Als es so weit war, beschleunigte ich den Flitzer und meinen
Körper wurde in Sitz gedrückt. Rasant gewann ich an Tempo und die «<span
class=SpellE>Dandelion</span>» verkleinerte sich hinter mir, die schwerelos im
Raum schwebte.<br>
Ich gab die Koordinaten eines Asteroiden ein, die eine Drohne als würdig erachtete,
um von einem Menschen betratet zu werden und wartete, als der Computer die
Route berechnete.<br>
Ich betrachtete gerade die eingehenden Daten der Drohne, als mich ein plötzlicher
Schwindelanfall überkam. Ich musste einen Brechreiz unterdrücken. Was war das?
Ich erholte mich, als bereits der nächste kam, viel stärker als vorhin und
diesmal schien er nicht aufzuhören. Ist das bereits der nächste Weltenumbruch?
Das kann nicht sein, es vergehen normalerweis Monate bis… Und dann spürte ich,
wie mein Geist diesen Körper verliess, wie alles um mich herum sich auflöste
und ich davonschwebte, in eine andere Realität.</p>
<p class=MsoNormal>Ich merkte, wie sich der Sturm um mich langsam legte, als
sich mein Geist sich in einer neuen Realität einnistete. Das Gefühl meines
neuen Körpers kehrte allmählich zurück und ich konnte meine Umgebung erkennen.<br>
Ich lag im Bett, starrte gegen die Decke. Als ich den Kopf drehen wollte, um
mehr zu erkennen, geschah… nichts. Ich konnte meinen Kopf nicht bewegen. Ich
wollte meine Beine und Arme bewegen aber nichts geschah. Mein Körper war taub
auf meine Befehle, ich konnte nichts machen! Was ist hier los, wo bin ich? Mein
Puls erhöhte sich, die Panik überwältigte mich. Ich kann mich nicht bewegen.<br>
Genau in diesem Moment hörte ich, wie eine Tür aufging und jemand hineinkam,
aber ich konnte nicht erkennen wer. Ich hörte näherkommende Schritte und nun
beugte sich die Person über meinen Kopf in mein Blickfeld. Eine leichte
verwunderte Krankenschwester blickte mich an. Ich konnte sie nicht genau
erkennen, meine Augen wollten sich nicht fokussieren. Reflexartig wollte ich
ihren Arm greifen, sie fragen, was hier vorgeht. Ich wollte den Mund öffnen,
schreien, wild mit den Beinen zappeln, aufstehen und wegrennen. Aber mein
Körper lag einfach nur da, taub auf all meine Signale, die einfach ins Nichts
verschwanden.<br>
«Dein Puls ist etwas erhöht» bemerkte die Krankenschwester. «Ich werde nun
deinen täglichen Blutverdünner verabreichen, Stephan»<br>
Nein… Nein, nein, nein! Das darf nicht sein. Das ist es, das bin ich. Ich! Ich
bin Stephan! Und dann kamen all die Erinnerungen an mein Leben, meine Familie,
meine Freunde und all die gemeinsamen Erinnerungen. Mein echtes Leben. Der
Unfall.<br>
Ich war mit dem Fahrrad zur Universität unterwegs, ein Morgen wie jeder andere.
Ein kurzer Stopp bei der Bäckerei, die Überquerung der Brücke. Und dann kam das
Auto. Das Auto, dessen Rückspiegel mich streifte und aus dem Gleichgewicht
brachte. Ich stürzte und schlug mit dem Kopf auf dem Randstein auf. Seitdem befand
ich mich in diesem Zustand. Mein Geist lebte in einer lebenden Leiche. Unfähig,
zu sprechen, sich zu verständigen.<br>
Die Krankenschwester pikste mich mit einer Spritze und ein plötzlicher Schmerz
schoss durch meinen Körper. Ich wollte zucken, aber mein Körper lag regungslos
da.<br>
Ich war kein lebendes Wesen mehr. Wie auch, wenn niemand meine Gedanken hört
und weiss, was ich brauche. Wenn ich niemanden meine Sorgen erzählen kann und
mich tröstet. Wie kann ich mich so als Mensch bezeichnen?<br>
Ich will hier weg! Raus aus diesem Alptraum, so will ich nicht leben. Meine
Gedanken wirbelten und wandten sich, versuchten dieser Realität zu entkommen.
Das bin nicht ich, <span class=GramE>das</span> hier ist alles nicht echt! Ich
versuchte mich von dieser Realität loszureissen, wie ein Kind, das sich von dem
Griff eines unheimlichen Man befreien wollte. All die wiederkehrende
Erinnerungen schlug ich ins hinterste Eckchen meines Verstandes, vergrub es,
verbrannte es, sodass sie nie mehr zurückkehrten.<br>
Mein Verstand löste sich, schwebte weg in die Dunkelheit. Ich sah, wie sich
mein Blickfeld zusammenzog und in die Ferne schoss, wie ich alles Gesehene
ausstiess. Und dann spürte ich wieder den warmen Trost der Leere, dort wo die
Panik gewesen war. Sie war weg, machte Platz für etwas anderes, für neue Welten,
besser als diese Realität, die ich so weit wie möglich wegwarf.<br>
Als der der Name Stephan langsam wieder an Bedeutung verlor, hörte ich die
Krankenschwester aus der Ferne fragen: «<span class=SpellE>Weinst</span> du?»
Aber ich war schon zu weit weg, um den Gehalt dieser Worte zu verstehen. Auf
mich wartet etwas viel Grösseres, viel Schöneres, das noch nie jemand erfahren
durfte. Und so liess ich mich von dem Wirbelsturm an Emotionen und Gedanken in
die Ferne tragen, so weit weg wie möglich.</p>
<p class=MsoNormal>Ich hockte auf einem Baum und legte meine Flügel zurecht.
Die untergehende Sonne warf ihr letztes Licht des Tages auf die Oberfläche.
Dies war ein besonderer Ort, mit unglaublich viel Energie und Wunder. Die
letzten Fetzen an Stephans Welt werden bald verloren gegangen sein. Das ist
mein neues Leben, meine neue Realität. So vieles werde ich erleben, werde neu
Welten und Wunder entdecken während meiner unendlicher Reise durch unendlich
Realitäten. Das hier ist echt.<br>
Ich breitete meine Flügel aus, sie glühten und erhellten die Umgebung mit einem
schwachen warmen Licht. Ein Flügelschlag, kleine Glutstücke wirbelten umher und
dann war ich in der Luft. Mit einem Gefühl der Freiheit flog ich zur
rotglühenden Sonne.</p>
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